1992 Auch in diesem Jahr verringert sich die ererbte soziale Ungleichheit zwischen "schwarzen" und "weißen" namibischen Volksgruppen kaum. Das durchschnittliche jährliche Pro-Kopfeinkommen liegt für 90% der "schwarzen" Bevölkerung bei US$ 85. Auf weitere 5% der Gesamtbevölkerung entfallen US$ 500, während die jährlichen Durchschnittseinkommen der meist "weißen" Gruppe bei US$ 16 000 liegen. Die Absatzkrise im Bergbau, mit Ausnahme der Diamantenförderung, setzt sich fort. Neue Erdöl- und Gasfunde im Küstenbereich wecken neue Hoffnungen im Bergbausektor. Die Produktion im Fischereisektor wächst weiter. Der Tourismus hat seinen Umsatz seit der Unabhängigkeit verdreifacht. Dieses Jahr besuchen 228 000 ausländische Besucher das Land. Die größte Gruppe kommt aus Südafrika (etwa 60%), die zweitgrößte aus Deutschland. Der Jahresumsatz im Tourismus beträgt R 507 Millionen. Überall im Lande schießen Gästefarmen und Lodges aus dem Boden.
Eine Dürrekatastrophe bahnt sich durch die ausbleibenden Regenfälle im Lande an. Das Namibia Early Warning and Food Information System schätzt, dass 625 000 Menschen, etwa 50% der Bevölkerung, betroffen sind. Die Mais- und Mahangu-Ernten erreichen Rekordtiefen während der zwei Dürren von 1991/92 und 1993/94. Die Maisernte sinkt auf      8 000 Tonnen 1991/92 und 13 100 Tonnen 1993/94. Das muss mit der Durchschnittsernte von jährlich 27 200 Tonnen verglichen werden. Mahangu folgt einem ähnlichen Trend. In der 1991/92-Regenzeit sinkt die Ernte auf magere 15 000 Tonnen.
Das Gesetz Agronomic Industry Proclamation (AG 11 of 1985) wird widerrufen. Der Namibische Ackerbaurat (Agronomic Board) wird jetzt durch ein neues Gesetz kontrolliert, den Agronomic Industry Act, Act 20 von 1992.
Das Ministerium für Handel und Industrie veröffentlicht das "Weißpapier für industrielle Entwicklung", welches den ersten Versuch verkörpert, eine kohärente Entwicklungspolitik für eine namibische Industrie darzustellen.
Hervorgerufen durch Probleme wie Arbeitslosigkeit, Analphabetismus und den kritischen Mangel an ausgebildeten Arbeitskräften, die alle ihre Wurzeln in der kolonialen Vergangenheit haben, beginnt das Arbeitsministerium die Lehrlingsausbildung zu fördern. Drei wichtige Grundlagen werden dafür geschaffen, die National Vocational Training Policy, das National Vocational Training, Testing and Certification System und das Gesetz, der Vocational Training Act, 1992. Das Gesetz schafft die Voraussetzung für die Darstellung eines Vocational Training Board und des Trade Advisory Committee, weiterhin für die Registrierung eines Vocational Training Centre und den Aufbau eines Namibia Trade Testing Centre und eines Vocational Training Fund.
Januar Es kommt zu einem Schusswechsel zwischen Soldaten Botswanas und namibischen Fischern im südlichen Arm des Chobe bei der Insel Kasikili. Daraufhin besetzen Mitglieder der Botswana-Streitkräfte die Insel und hissen die Fahne Botswanas.
Im Erziehungswesen wird das bisherige Quartalssystem in den Schulen durch Trimester ersetzt.
20./21.01. Der chinesische Außenminister besucht Namibia.
23./24.01. Zum ersten Mal besucht eine Delegation der UNITA das Land.
27.01. Der Vize-Minister für Öffentliche Arbeiten, Verkehr und Kommunikationen, Klaus Dierks, beendet die direkte Anstellung von Architekten und ratgebenden Ingenieuren für große Ingenieursprojekte der Regierung. Zum ersten Mal macht Ministerium von einem Architektur-Wettbewerb Gebrauch, um einen Ingenieurskontrakt an eine Privatfirma zuzuerkennen . Dierks hat den Vorsitz im Architektenwettbewerb für ein neues Krankenhaus in Eenhana in der Ohangwena-Region. Das Projekt wird vom französischen Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit finanziert. Der Bau eines neuen Hospitals in Engela, das von der finnischen Regierung unterstützt wird, wird auch mit Hilfe eines Wettbewerbes (März des Jahres) durchgeführt.
30.01/01.02.

Die französische Ministerin für Entwicklungszusammenarbeit besucht Namibia. Es ist nicht erkenntlich, ob der Besuch im Zusammenhang mit dem Kauf eines französischen Flugzeuges für den Präsidenten steht.

31.01. Präsident Sam Nujoma begibt sich auf Staatsbesuche nach Nigeria, Ghana und Gabun.
Februar Das Kabinett genehmigt ein Vieh-Vermarktungssystem für die nördlichen kommunalen Gebiete. Danach übernimmt die staatseigene Gesellschaft Meat Corporation of Namibia (Meatco) die fleischverarbeitenden Betriebe, die früher von der First National Development Corporation (FNDC) betrieben wurden. Meatco übernimmt auch die Verantwortung für die Belieferung der Schlachthöfe in Oshakati und Katima Mulilo. Eine weitere wichtige Entwicklung besteht darin, dass es jetzt eine gleichförmige Preisstruktur für Vieh im ganzen Land gibt.
Die Agricultural Bank of Namibia (Agribank) weitet ihren Verantwortungsbereich aus und bezieht jetzt auch die bisher benachteiligten kommunalen Farmer in ihre Darlehenssysteme mit ein. Dafür sorgt eine Kabinettsentscheidung, die das Affirmative Action Loan Scheme ins Leben ruft. Die Agribank ist jetzt in der Lage, kommunalen Farmern subsidierte Darlehen für 25 Jahre zu gewähren.
04.02. Der Nationale Denkmalsrat unter dem Vorsitz von Peter Katjavivi schlägt die Proklamation von drei neuen nationalen Denkmälern vor: Die Ruinen Stätte von 5Khauxa!nas-Schans Vlakte, die 1986 von Klaus Dierks entdeckt worden war (die Proklamation dieser Stätte ist bis heute (März 2003) immer noch nicht abgeschlossen); der alte Baobab-Baum (Affenbrotbaum) von Outapi (der "Postamt-Baum" von Ombalantu) in der Omusati-Region zum Denkmal erklärt werden; der Friedhof der Alten Werft in Windhoek, wo die Gefallenen des Alte-Werft-Aufstandes vom Dezember 1959 begraben sind.
11.02. Das Kabinett stellt ein Technical Committee on Commercial Farmland (TCCF) unter dem Vorsitz des Büros des Premierministers an. Es soll die Empfehlungen der Land-Konferenz von 1991 umsetzen. Es soll die Grundlagen für eine Landsteuer schaffen.
25.02. Der Vize-Minister für Öffentliche Arbeiten, Verkehr und Kommunikationen, Klaus Dierks, gibt Auftrag, zwei alte deutsche Kanonen, die vor dem Gebäude des Parlamentes (Tintenpalast) stehen, zu entfernen und im historischen Museum aufzustellen.
29.02./02.03. Präsident Sam Nujoma besucht die Islamische Republik Iran. Der Besuch wird Mitte Juni von einer hochrangigen iranischen Regierungsdelegation erwidert.
11.03. Der Minister für Finanzen, Otto Herrigel, legt den Nachtragshaushalt für das Haushaltsjahr 1991/92 vor. Er versichert, dass Namibias Finanzsituation und die allgemeine Wirtschaftslage gesund seien. Das Haushaltsdefizit verringert sich von R 314 Millionen auf R 93 Millionen. Herrigel kündigt weiterhin an, dass die ererbten Kolonialschulden an Südafrika von R 826,6 Millionen ab 1995 in 17 Raten von R 78,5 Million zurückgezahlt würden.
Mitte März Der PLO-Führer Yassir Arafat informiert Präsident Nujoma und die Mitglieder der SWAPO-Fraktion in der National-Versammlung über die Situation im Nahen Osten und den Stand der arabisch-israelischen Verhandlungen.
20.03. Der Vize-Minister für Öffentliche Arbeiten, Verkehr und Kommunikationen, Klaus Dierks, unterzeichnet einen Vertrag für den Bau einer neuen Asphaltstraße von Oshakati nach Okahao in den Oshana- und Omusati Regionen (Hauptstraße 101: 71 km für R 50,290 Millionen). Der Bauunternehmer ist die Frma Karibib Mining and Construction Company Limited.
25.03. Der Namibian Communications Commission Act, 1992 (Act No. 4 of 1992) tritt in Kraft. Das neue Kommunikations-Gesetz schafft die Voraussetzung, die Namibian Communications Commission (NCC) ins Leben zu rufen und öffnet den namibischen Rundfunk- und Fernsehsektor dem freien Wettbewerb. Seit der namibischen Unabhängigkeit haben einige private Rundfunk- und Fernsehstationen Sendelizenzen erhalten. Die erste Station, die auf Sendung geht, ist M-Net Namibia, die von Multi-Choice Namibia und der SWAPO-eigenen Gesellschaft Kalahari Holdings betrieben wird. Der Fernsehsender Reo-TV (Eigentümer: Herr Brodman) sendet im Rehoboth-Gebiet. Weitere Privatsender folgen: Channel Seven (betrieben von Media for Christ); Radio 99 (gegründet am 20.04.1994 vom Rolf-Dieter Lange und Mario Aita und betrieben von Democratic Media Holding and Partners); Radio Energy (betrieben von Kalahari Holdings) und ein Musiksender Radio Wave im Besitz von Rob Thomson. Später kommen einige örtliche Gemeinschaftssender hinzu. Die KCR Radio-Station (Katutura Community Radio) nimmt Sendungen im Bereich von Windhoek-Katutura und Windhoek-Khomasdal im Jahre 1995/96 auf. Ein weiterer Gemeinschaftssender wird mit Unterstützung der UNESCO in Eenhana in der Ohangwena-Region 1998 in Betrieb genommen. Die UNESCO unterstützt auch einen Gemeinschaft-Radiosender in der Caprivi-Region.
28.03. Die letzte Ausgabe der Namibia Nachrichten (NN) erscheint. Die NN verschmilzt mit dem englischsprachigen Sonntagsblatt Times of Namibia und dem afrikaanssprachigen Sondag Republikein zur deutschsprachigen Wochenendbeilage Tempo der Republikein-Gruppe (später Democratic Media Holding and Partners) von DTA-Vorsitzendem Dirk Mudge.
Anfang April Der Premierminister Tanzanias John Malecela besucht das Land.
07.04. Der Vize-Minister für Öffentliche Arbeiten, Verkehr und Kommunikationen, Klaus Dierks, besucht zusammen mit dem Vize-Minister für Landwirtschaft, Kaire Mbuende, Zambia. Es wird zwischen den beiden Ländern eine Übereinkunft ausgehandelt, den Trans-Caprivi-Korridor auszubauen, besonders in Hinblick auf die Dürrekatastrophe in der Region (die "Weizenbrücke nach Zambia"). Dierks trifft den zambischen Minister für Energie, Verkehr und Kommunikationen, Andrew Kashita und seinen Vize-Minister, Gilbert Mululu. Es herrscht Übereinstimmung, dass alle Verkehrs- und Handelshindernisse im südlichen Afrika beseitigt werden müssten.
10.04. Präsident Nujoma kündigt seine zweite Kabinettsumbildung an. Die Umbildung wird durch den Rücktritt des Ministers für Finanzen, Otto Herrigel, verursacht (Gründe: Konservative Haushaltspolitik in der Aufnahme von Staatskrediten und Informationsdefizite beim Kauf eines Flugzeuges für den Präsidenten). Neuer Finanz-Minister wird der bisherige Minister für Landwirtschaft, Wasser und Ländliche Entwicklung, Gerd Hanekom, dem eine offenere Haltung in der Aufnahme von Staatskrediten nachgesagt wird. Anton von Wietersheim wird der neue Landwirtschaftsminister. Rick Kukuri wird als Vize-Finanz-Minister angestellt. Der bisherige Minister für Öffentliche Arbeiten, Verkehr und Kommunikationen, Richard Kapelwa-Kabajani, wird neuer Minister für Land, Umsiedlung und Rehabilitation. Der vormalige Land-Minister, Marco Hausiku, wird neuer Verkehrsminister. John Mutorwa, ehemaliger Regional-Kommissar im Kavango, wird als Vize-Minister für Wasserangelegenheiten im Büro des Präsidenten angestellt.
18.04. Kgoshi (traditioneller Titel) Hubert Tidimalo Ditshabue wird als neuer traditioneller Tswanaführer in Aminuis eingeschworen.
Ende April Der finnische Außenminister, Martti Ahtisaari, der als UN-Beauftragter die Unabhängigkeit Namibias durchgeführt hat, besucht Namibia.
Anfang Mai Der Nigerianische Präsident, General Babangida, besucht aus Anlass der Internationalen Handelsmesse in Windhoek das Land. Er verabschiedet sich von Präsident Nujoma mit einem Gastgeschenk von R 1,5 Millionen.
02.05. Der Vize-Minister für Öffentliche Arbeiten, Verkehr und Kommunikationen, Klaus Dierks, reist mit dem Staatssekretär für Finanzen, Godfrey Gaoseb, nach Abidjan (Elfenbeinküste). Dort unterzeichen sie einen Kreditvertrag über R 30 Millionen mit der African Development Bank (ADB). Die Finanzmittel werden für den Bau der Trans-Kalahari-Fernstraße von Gobabis nach Mamuno an der Botswanagrenze gebraucht.
07.05. Klaus Dierks macht die Entdeckung von zwei unregistrierten Flugplätzen bekannt (Judaea-Ost im Uhlenhorstgebiet und Voigtskub, westlich von Kalkrand), die für heimliche und unregistrierte Flüge (Schmuggel von Straußenküken) gebraucht werden.
09.05. Die Interessengemeinschaft Deutschsprechender für Namibia (IG) löst sich auf. Vorstandsmitglied Klaus Becker leitet die letzte Mitgliederversammlung der IG.
12.05. Der Kauf eines Flugzeuges für den Präsidenten, einer französischen Falcon 900 B, wird realisiert. Obwohl das Ministerium für Öffentliche Arbeiten, Verkehr und Kommunikationen für jeglichen staatlichen Transport verantwortlich ist, wird das Ministerium in den Kaufprozess des Flugzeuges nicht einbezogen.
19.05. Das Kabinett genehmigt die Ziele des "Weißpapieres für Verkehrswesen", das Namibias Verkehrspolitik durch höhere Effizienz und gesteigerten Wettbewerb liberalisiert.
24.05. Um die Unstimmigkeiten um die Insel Kasikili im Chobe-Fluss auszuräumen, treffen sich Präsident Sam Nujoma und sein Botswana-Kollege Ketumile Masire, in Gegenwart des zimbabwischen Präsidenten Robert Mugabe als Vermittler, in Kasane (Botswana). Sie kommen überein, eine Experten-Kommission ins Leben zu rufen, die die technischen und legalen Probleme des Konfliktes untersuchen soll. Die Resultate dieser Kommission sollen von beiden Parteien als bindend angesehen.
Ende Mai Angolas Staatspräsident dos Santos wird als erstem ausländischem Staatsoberhaupt die Ehre zuteil, vor dem namibischen Parlament zu sprechen. Er betont die Notwendigkeit von Frieden und Stabilität als Grundlagen für wirtschaftliche Entwicklung.
11.06. Der kürzlich angestellte Minister für Finanzen, Gerd Hanekom, legt den Finanz-Haushalt für das Finanzjahr 1992/93 vor. Die Staatsausgaben belaufen sich auf R 3 540 Millionen gegen geschätzte Steuereinnahmen von R 2 980 Millionen, ein Steigerung von acht Prozent, trotz einer Senkung der Steuersätze. Das erwartete Defizit beläuft sich auf R 567 Millionen, was 7,7% des Haushaltsvolumens entspricht. R 347 Millionen sollen durch Anleihen ausgeglichen werden. Die laufenden Ausgaben belaufen sich auf R 2 830 Millionen. Fast 25% verschlingt das Ressort Bildung und Kultur. Eine Gehaltssteigerung für Lehrer und Krankenschwestern benötigt R 50 Millionen. Die angekündigte Dürrehilfe wird durch R 120 Millionen gedeckt. Kapitalprojekte für R 669 Millionen (1991/92: R 554 Millionen), mit einer Steigerung von 15% gegenüber 1991/92, sind vorgesehen. Hanekom kündigt weiterhin die Einführung einer eigenen Landeswährung, des Namibia-Dollars, für Ende 1993 an. Die neue Währung soll paritätisch an den südafrikanischen Rand gebunden sein und soll parallel zum Rand in Namibia gebraucht werden. Namibia bleibt Mitglied der Southern African Common Monetary Area.
28.06./02.07. Präsident Nujoma nimmt an der OAU-Gipfelkonferenz in Dakar (Senegal) teil.
05.07. Der erste Chief Justice (Namibias höchster Richter) am höchsten Gericht Namibias (Supreme Court), Hans Berker, stirbt in Windhoek. Nachfolger wird der südafrikanische Richter Ismael Mahomed, der seit 1991Richter am namibischen Supreme Court ist.
09.07. Der Vize-Minister für Öffentliche Arbeiten, Verkehr und Kommunikationen, Klaus Dierks, trifft seinen angolanischen Amtskollegen, Gilberto G. Mamedes, in Windhoek. Der Grund ist die Realisierung des 1990-Abkommens zum Wiederaufbau der zerstörten Straße von Oshikango an der Grenze zwischen Namibia und Angola nach Lubango und Namibe (Namibe-Korridor). Während Angolas Staatspräsident José Eduardo dos Santos Staatsbesuch in Namibia im Mai wurde entschieden, dass Dierks und Mamedes gemeinsam das gewaltige Aufbauprojekt leiten sollten.
16.07. Der Vize-Minister für Öffentliche Arbeiten, Verkehr und Kommunikationen, Klaus Dierks, gibt das Signal für den Baubeginn der neuen Asphaltstraße von Oshakati nach Okahao. Der Bauunternehmer ist die Firma Karibib Mining and Construction Company Limited. Gleichzeitig beginnen auch die Arbeiten an der arbeitsintensiven Teststrecke, der Straße von der Hauptstraße 111 nach Onaanda.
31.07./07.08. Der zimbabwische Vize-Präsident Joshua Nkomo besucht Namibia.
August Die kommerzialisierten Gesellschaften Namibia Post (NamPost) und Telecom Namibia werden ins Leben gerufen.
10./17.08. Die Southern African Development Coordination Conference (SADCC) Gipfel-Konferenz wird in Windhoek abgehalten. Man kommt überein, die SADCC in einen gemeinsamen Markt zu transformieren. Folgerichtig wird die SADCC in die Southern African Development Community (SADC) umgewandelt. Der Minister für Handel und Industrie, Ben Amathila, erklärt, dass Namibia Mitglied in der Southern African Customs Union (SACU) bleiben wird.
17.08. Klaus Dierks, begleitet vom Vize-Staatssekretär für Öffentliche Arbeiten, Verkehr und Kommunikationen, Tukondjelanee Elijah Nghihalua, und dem Technischen Direktor von Telecom Namibia, Wessel van der Vyfer, besucht Indien. Er unterzeichnet einen Vertrag über technische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Telekommunikation mit dem indischen Vize-Minister für Kommunikationen, Rangayya Naidu. Er bringt auch die Lieferung von 45 Lastwagen und Bussen, ein Geschenk der indischen an die namibische Regierung, zum Abschluss. Die Fahrzeuge werden der namibischen Regierung vom scheidenden indischen Hochkommissar, Shiv Shankar Mukherjee, am 13.10.1992 übergeben..
21.08. Während sich Namibia auf die Gültigkeit der UNO SR Resolution 432 beruft, die bestätigt, dass die territoriale Integrität Namibias durch die Wiedereingliederung von Walvisbucht gewährleistet werden müsse und dass Südafrika verpflichtet sei, Walvisbucht in keiner Weise so zu benützen, dass Namibias wirtschaftliche Interessen gefährdet werden könnten, beharrt Südafrika immer noch auf den kolonialen Status-Quo. Eine dritte Gesprächsrunde zur Wiedereingliederung von Walvisbucht und den Atlantikinseln in Pretoria soll das Problem lösen. Es wird übereingekommen, dass, bis zur endgültigen Klärung der territorialen Zugehörigkeit der umstrittenen Enklave und der Atlantikinseln, eine gemeinsame Übergangsverwaltung des Gebietes (Joint Administrative Authority) eingerichtet werden soll. Namibia soll durch Nangolo Mbumba und Südafrika durch Carl von Hirschberg vertreten werden, die über fast alle praktischen und infrastrukturellen Angelegenheiten, außer die Bereiche Außenpolitik, Verteidigung und Verfassungsfragen, gemeinsam entscheiden. Um den Druck auf Südafrika in der Walvisbucht-Frage zu erhöhen, gab Präsident Nujoma schon 1991 dem Vize-Minister für Öffentliche Arbeiten, Verkehr und Kommunikationen, Klaus Dierks, den Auftrag, Alternativpläne für den Ausbau eines Nordküstenhafens (Kreuzkap als Hafen für allgemeinen Cargo und Möwebucht als Fischereihafen), sowie einer Eisenbahnlinie zum Kreuzkap und einer Asphaltstraße nach Möwebucht zu untersuchen. Diese "streng geheimen Pläne" werden von Dierks in seinem Hotelzimmer in Pretoria "vergessen" und spielen eine bescheidene Rolle in der späteren Wiedereingliederung von Walvisbucht (28.02.1994).
31.08. Der Regional Councils Act, der Regional Authorities Act und der Electoral Act werden von der National-Versammlung verabschiedet. Die Gesetze schaffen die Grundlage für die Einrichtung einer zweiten Kammer des Parlamentes, des National-Rates. Die Wahlen für die Regional-Räte und die Stadträte werden für den 30.11. bis zum 02.12.1992 festgesetzt. Die Regional- und Stadträte werden für fünf bzw. sechs Jahre gewählt. Für jede der 13 von der Abgrenzungskommission für Regionalstrukturen 1990 festgelegten Regionen werden zwei Vertreter gewählt. In den Städten werden keine getrennten kommunalen Verwaltungen mehr gewählt, mit dem Resultat, dass in vielen Kommunen zum ersten Mal "schwarze" Stadträte dominieren.
Ende August Präsident Nujoma nutzt zum ersten Mal das neue Präsidenten-Flugzeug für Staatsbesuche in Indonesien, China, Nord-Korea und Malaysia.
01.09. Die Universität von Namibia entsteht. Präsident Nujoma wird Rektor, und erster Vizerektor ist Peter Katjavivi (bisher SWAPO-Mitglied der National-Versammlung).
27.10. Lufthansa nimmt den Flugverkehr zwischen Frankfurt/Main und Windhoek über Johannesburg auf (Boeing 747-400 "Baden-Württemberg"). Die Luftverbindung wird offiziell vom deutschen Botschafter in Namibia, Harald Ganns, und Klaus Dierks eröffnet.
29.10. In Pretoria wird zwischen Südafrika, Namibia und Zambia übereingekommen, den Trans-Caprivi-Korridor auszubauen, besonders in Hinblick auf die Dürrekatastrophe in der Region (die "Weizenbrücke nach Zambia"). Der südafrikanische Verkehrsminister, Piet Welgemoed, hat den Vorsitz in einem Treffen mit den zambischen Ministern für Energie, Verkehr und Kommunikationen, Andrew Kashita, für Landwirtschaft, G. Scott, und dem namibischen Vize-Minister für Öffentliche Arbeiten, Verkehr und Kommunikationen, Klaus Dierks.
Ende Oktober Der Konflikt um die umstrittene Kasikili-Insel im Chobe-Fluss eskaliert als Flugzeuge der Botswana Luftwaffe namibischen Luftraum verletzen.
01.11. Neue Arbeitsgesetzgebung wird durch die Verabschiedung des Labour Act (Act No. 6 of 1992) promulgiert. Das umfangreiche Regelwerk definiert arbeitsrechtliche Angelegenheiten wie Schlichtungsprozesse bei Arbeitskonflikten, Arbeitszeit- und Urlaubsregelungen. Mindestlöhne werden nicht eingeführt (das wird erst 2002 Wirklichkeit).
Ende November Die Dürrekatastrophe verursacht, dass einige hundert Dama, die 1956 aus Augeigas (heute Daan-Viljoen-Naturschutzpark) gegen ihren Willen nach Otjohorongo umgesiedelt worden waren, am Straßenrand der Hauptstraße 52 beim Daan-Viljoen-Naturschutzpark wild siedeln. Sie fordern die Rückgabe ihres angestammten Siedlungsgebietes und machen damit die Landfrage zum Wahlkampfthema.
30.11./02.12. Die Wahlen für die Regional-Räte und die Stadträte finden statt. Die Wahlbeteiligung beträgt über 80%. SWAPO bekommt bei den Regionalwahlen mit Mehrheiten in neun der 13 Regionen mehr als 70% der Stimmen. Bei den Lokalwahlen schafft sie Mehrheiten in 32 von 48 Stadtverwaltungen, in neun hat die DTA die Mehrheit und die UDF in zwei Kommunen. In fünf Städten teilen sich SWAPO und die Oppositionsparteien die Verwaltung.
03.12. Die südafrikanischen Grenzposten rund um die Walvisbucht-Enklave werden entfernt und die Grenzkontrollen eingestellt.
Der Vize-Minister für Öffentliche Arbeiten, Verkehr und Kommunikationen, Klaus Dierks, kündigt an, dass nach 18 Monaten intensiver Unterhandlungen, die Finanzierung des Ausaus der Trans-Caprivi-Verbindung gesichert sei. Namibische öffentliche Gelder von R 170 Millionen finanzieren den Ausbau der 150 km-Strecke von Takwasa nach Divundu am Okavangofluss. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanziert die Sektion von Divundu (Bagani-Brücke) zu einem Punkt östlich vom Okavango und die Strecke von Wenela an der namibisch-zambischen Grenze am Zambezi nach Ngoma an der namibisch-Botswana-Grenze am Chobe. Die Europäische Gemeinschaft kommt für die Sektion zwischen einem Punkt 100 km östlich der Bagani-Brücke nach Kongola am Kwando und die African Development Bank (ADB) sichert die Fertigstellung dieses ehrgeizigen Projektes. Dierks mach weiterhin ein Straßenbauprogramm für das früher vernachlässigte Ovamboland, das bereits 1990 formuliert worden war, bekannt. Das Programm wird in erster Linie von Deutschland finanziert (R 15 Millionen, hauptsächlich für arbeitsintensiven Straßenbau) und Schweden. Belgische Entwicklungshilfe finanziert eine digitale Telekommunikations-Verbindung von Grootfontein nach Rundu als auch ein neues Ausbildungszentrum für Luftverkehrs-Kontrolle in Windhoek. Die deutsche Carl Duisberg Gesellschaft unterstützt ein Forschungsprojekt für Kies- und Erdstraßen. Dieses Projekt beinhaltet die Evaluierung von namibischen Kies- und Erdstraßen, die Bildung einer zentralen Datenbank und die Entwicklung eines optimierten Straßenunterhaltungs- Algorithmus für solche Straßen.

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DieTrans-Caprivi-Fernstraße, Strecke: Nyangana - Divundu, km 150 östlich von Rundu, Blick nach Osten, Kavango Region, Dezember 2002
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

23.12. Botswana und Namibia ratifizieren ein Memorandum zur Einsetzung der Experten-Kommission zur Untersuchung der Probleme rund um die Kasikili-Insel im Chobe.

Namibia_Karas_Trunk Road_4-2_4.JPG (79127 bytes)Namibia_Karas_Trunk Road_4-2_5.JPG (72104 bytes)Namibia_Karas_Trunk Road_4-2_6.JPG (75945 bytes)

Fernstraße 4/2: Goageb - Aus: gebaut 1992/93: Karas Region
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks

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[Inhaltsverzeichnis]

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