4. DIE KOLONIALE ZEIT: DIE DEUTSCHE HERRSCHAFT

4.2 DER AKTIVE WIDERSTANDSKAMPF BEGINNT: 1890-1903

1890





Das Deutsche Reich erklärt das Schutzgebiet zur Kronkolonie. Groß-Britannien ist beunruhigt über mögliche deutsche Pläne, Deutsch-Südwestafrika mit der Republik Transvaal zu verbinden. Britannien erklärt Bechuanaland als britisches Schutzgebiet. Die Ostgrenze von Deutsch-Südwestafrika folgt dem Fait accompli.
Die letzten Orlam Afrikaner werden durch eine Malariaepidemie getötet.
Die Rheinische Missionsgesellschaft schickt zwei Missionare, August Wulfhorst und Friedrich Meisenholl, in das Ongandjeragebiet im Ovamboland. Die Missionare wurden von König Tshaanika Tsha Natshilongo eingeladen. Auf ihrer Reise nach Okahao werden sie von König Negumbo vom Uukwambigebiet gestoppt. Stattdessen werden sie von König Ueyulu ya Hedimbi aufgefordert, Missionsstationen im Uukwanyamagebiet zu errichten.
Januar Die Schutztruppe wird auf 50 Soldaten verstärkt, die in Tsaobis, Neu-Heusis und Okahandja stationiert sind.

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Die Ruine der  "Kurt von Francois-Feste", die im Januar 1890 gebaut wurde zum Schutze  der Ochsenwagen-Straße von Otjimbingwe über Tsaobis in die neue Landeshauptstadt von Deutsch Südwest-Afrika (Windhoek) in Heusis (Alt Heusis) im Khomas-Hochland: Da der Außenposten gebraucht wurde, um Schutztruppensoldaten, die in Windhoek "zu tief ins Glas geschaut hatten" dorthin strafzuversetzen, wurde die Feste auch "Trockenposten" genannt, Oktober 2004
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks

14.04. Das Augustineum wird unter der Leitung von Missionar Viehe von Otjimbingwe nach Okahandja verlegt.
19.05. Es wird ein Vertrag über Landverkäufe zwischen dem Kharaskhoma-Syndikat und dem Führer der Kharo-!oan in Keetmanshoop geschlossen. Dieser Vertrag schließt alle Minenrechte ein.
20.05. Göring schreibt aus Okahandja an Hendrik Witbooi. Er fordert diesen auf, Frieden zu schließen und von Hornkranz nach Gibeon zu ziehen. Weiterhin wird Witbooi informiert, dass die Ovaherero wieder unter deutschem Schutz stünden.
29.05. Hendrik Witbooi antwortet Göring, dass die Witbooi-Nama es vorzögen, ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Witbooi ist der einzige namibische Führer, der sich fortdauernd weigert, mit den Deutschen einen Schutzvertrag zu schließen.
30.05. Hendrik Witbooi schreibt an Samuel Maharero: "Du wirst für immer bereuen, dass Du Dein Land und Dein Recht zu regieren, in die Hände der Weißen gegeben hast".
25.06. Die Finnische Missionsgesellschaft errichtet eine Station in Ondangwa.
01.07. Der Britisch-Deutsche Helgoland-Zanzibar-Vertrag wird geschlossen. In dem Vertrag akzeptiert die deutsche Seite irrtümlicherweise die nördliche Hochwasserlinie des Oranje als Grenze mit Südafrika. Die Ostgrenze wird entlang dem Längengrad 20o Ost bis zum Breitengrad 22o Süd und von dort (Rietfontein-Winkelhaken) entlang des 21o Längengrades Ost bis zum Caprivizipfel festgelegt. Für die Bildung des Caprivizipfels, um dem Deutschen Reich Zugang zum Zambezi zu geben, wird der 18o Breitengrad Süd als die Nordgrenze von Britisch-Bechuanaland akzeptiert. Der Caprivizipfel soll eine Mindestbreite von 20 englischen Meilen (32 km) haben. Die Fortsetzung der Nordgrenze von Britisch-Bechuanaland folgt dann dem Unterlauf des Chobe und weiterhin entlang dem Thalweg (Tiefste Rinne des Hauptflusses) des Chobe bis zum Zusammenfluss mit dem Zambezi (Vierländereck oder Quadrupel-Punkt zwischen den heutigen Ländern Namibia, Botswana, Zambia und Zimbabwe). Der Thalweg des Chobe wird jedoch wegen des undefinierten Sumpfcharakters des Flusses nicht vermessen und markiert. Diese Tatsache führt später zu verschiedenen "Streitfällen über die Chobeinseln" (bis zur Gegenwart immer noch nicht gelöst). Es wird auch sehr bald herausgefunden, dass mit der Bechuanalandgrenze auf dem 18o Breitengrad Süd ein wenigstens 20 englische Meilen breiter Caprivizipfel nicht gehandhabt werden kann. Es würde zu Überlagerungen der verschiedenen deutschen, britischen und portugiesischen Kolonialgebiete kommen. Die spätere Missionsstation Andara und die Residenz des Königs Dimbu I auf der Insel Thipanana im Okavango würden, im Widerspruch zum Britisch-Deutschen Helgoland-Zanzibar-Vertrag, in das britische Bechuanaland fallen. Die koloniale Grenze zwischen Angola und Deutsch-Südwestafrika wurde bereits im Jahre 1886 als eine gerade Linie zwischen den Andara-Stromschnellen im Okavango und den Katima-Stromschnellen im Zambezi festgelegt. Die "20 Meilen-Regel" von der übereingekommenen Angola/Deutsch- Südwestafrika Grenze nach Süden beruhigt die Situation für ein paar Jahre, bis im Jahre 1907 ein neuer Grenzdisput zwischen Deutschland und Groß-Britannien über die unvermessene Südgrenze des westlichen Caprivizipfels zwischen dem Okavango und dem Chobe entsteht. Der Helgoland-Zanzibar-Vertrag ignoriert weiterhin die Tatsache, dass die Grenze zwischen den Katima Mulilo-Stromschnellen und dem Zusammenfluss mit dem Zambezi entlang der Grenze mit Nord-Rhodesien (heute Zambia)(der Thalweg des Zambezi) nicht festgelegt ist. Eine deutsche diplomatische Note von 1910 versucht, die Situation zu bereinigen, bleibt jedoch von englischer Seite unbeantwortet. Die unbefriedigende Grenzsituation wird erst einige Jahrzehnte später gelöst (in den 1930iger Jahren). Das Volk der Lozi vom Barotseland, im heutigen Zambia, hat noch immer Weiderechte in einigen Gebieten des Caprivizipfels, mit einigen späteren Einschränkungen durch die deutsche Regierung (ab 1909)(Barotse-Privilegien). Der Walvisbucht-Grenzdisput soll durch ein internationales Schiedsgericht entschieden werden.
25.07.
Ein Vertrag über Landverkäufe wird zwischen dem Kharaskhoma-Syndikat und dem Führer der Veldschoendrager (||Hawoben), Jan Hendrik, abgeschlossen. Dieser Vertrag umfasst alle Minenrechte.
21.08. Ein Schutzvertrag wird zwischen Göring und dem Führer der Bondelswarts (!Gami-#nun), Wilhelm Christian, geschlossen. Ein weiterer Schutzvertrag wird zwischen Göring und dem Führer der Veldschoendrager, Jan Hendrik, geschlossen.
15.09. Hendrik Witbooi greift, nachdem die Ovaherero versucht hatten, die Nama anzugreifen, Otjimbingwe an und zerstört es. Die Ovaherero warten vergebens auf deutschen Schutz.
07.10. Maharero stirbt und wird neben seinem Vater Tjamuaha in Okahandja beigesetzt.
18.10. Von Francois bestimmt Windhoek als sein Hauptquartier. Die Alte Feste wird gebaut (fertiggestellt 1892). Von Francois bringt mehr als 200 Nama und Dama aus Tsaobis, um die Alte Feste zu bauen. Er beschreibt, dass die Dama die besseren Arbeiter wären und dass die Dama-Frauen mit Leichtigkeit die schwersten Steine bewegen könnten.
Zu dieser Zeit leben in Windhoek neben 32 deutschen Soldaten 150 Dama und 50 Nama (Orlam Afrikaner und Kai||khaun).
28.10. Es besteht Ungewissheit darüber, ob es Samuel Maharero gelingen würde, seines Vaters Nachfolge anzutreten. Maharero ist Anhänger der Rheinischen Missionsgesellschaft und wird daher von der Kolonialverwaltung unterstützt. Samuels Nebenbuhler, Nikodemus Kavikunua, wird nicht von den Deutschen protegiert.
Samuel Maharero erneuert den Schutzvertrag mit den Deutschen, um deren Unterstützung für seinen Anspruch auf die Führung der Ovaherero zu erhalten.
November Der Aufsichtsrat der Rheinischen Missionsgesellschaft fordert von der deutschen Regierung, dass Hendrik Witbooi ausgeschaltet werden müsse.
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