1908 | Es leben 9 394 Europäer im
Schutzgebiet. Die Schutztruppe wird auf 3 988 Mann reduziert. Der westliche Abschnitt der Staatsbahn (Swakopmund-Karibib) wird wegen der höheren Effizienz der Otavi-Eisenbahn immer weniger gebraucht. Deshalb wird es bald deutlich, dass der Betrieb auf der Staatsbahn in absehbarer Zeit eingestellt werden würde. Uukwaluudhi-König Niilenga yAmukwa stirbt. Sein Nachfolger wird König Iita ya Nalitoke (1908-1909). Die finnische Missionsstation Elim im Uukwambigebiet wird wiedereröffnet. Erste Zinnvorkommen werden im Omaruru-Distrikt entdeckt. Der deutsche Geologe Hans Cloos ist bei den Untersuchungen beteiligt. Die Herero-Orlams ziehen unter der Führung von Kahumba Kakahito (auch Jan Apollus) (Gruppenführer seit 1902) nach Vaalgras/Koichas. Alador Hrabovsky kauft die Farm Goanikontes im Swakoptal. |
01.01. | Das Postamt Okaukwejo (heute Okaukuejo) wird eröffnet. |
05.01. | Das Postamt Hoachanas wird eröffnet. |
11.01. | Es findet ein Gefecht zwischen den Fransman- oder !Khara-khoen-Nama unter Simon Koper und den Deutschen bei !Nanib am Auobfluss statt. |
Ende Januar | Die Bondelswarts setzen ihren Widerstandskampf gegen die Deutschen fort. Sieben Bondelswarts unter der Führung von Wilhelm Ortmann flüchten über den Oranje, um der deutschen Kolonialherrschaft zu entkommen. Sie werden Mitte des Jahres von den britischen Behörden, auf deutschen Antrag hin, ausgeliefert und bestraft. |
13.03. | Die Nebenstrecke der Otavi-Eisenbahn von Otavi nach Grootfontein wird offiziell dem Verkehr übergeben. |
08.03. | Es kommt zu einem
Patrouillengefecht bei Kubub, nördlich von Koes, zwischen den Deutschen und einer Einheit
von Simon Koper.
Deutscher Kriegsfriedhof in Koës: Am 08.03.1908 fand ein
Gefecht zwischen den Fransman Nama (!Khara-khoen) unter Simon Koper
und den Deutschen bei Kubub, nördlich von Koes, statt |
16.03. | Simon Koper entkommt, nachdem
deutsche Truppen die meisten seiner Anhänger in Britisch-Bechuanaland getötet hatten.
Der deutsche Kommandeur Friedrich von Erckert fällt in dem Gefecht von Seatsub. Einer von Hendrik Witboois Söhnen, Klein-Hendrik, nimmt an der Schlacht teil. Ihm gelingt es, nach SWA zurückzukehren. Hier wird er gefangengenommen und in Grootfontein in Haft gehalten. Am 21.06.1910 wird er mit anderen überlebenden Nama in die deutsche Kolonie Kamerun (Dschang) deportiert. Die meisten Nama kommen dort um oder werden hingerichtet. Am 08.03.1913 interveniert der Deutsche Reichstag. Die letzten überlebenden Nama werden zusammen mit Klein-Hendrik Witbooi nach SWA zurückgebracht. Klein-Hendrik verbringt seine letzten Tage in der Umgebung von Otjiwarongo. Friedhof in Gochas: Die letzte Schlacht zwischen Deutschen und
den Fransman-Nama (!Khara-khoen) unter Simon Koper fand am
16.03.1908 in Seatsub (Britisch-Bechuanaland) statt |
17.03. | Staatssekretär Dernburg kündigt
in einer Rede Selbstverwaltung (nur für "Weiße") für SWA an.
Staatssekretär Dernburg besucht Omaruru, 1908 |
April | König Nehale vom Ondongagebiet im Ovamboland stirbt. Das Ondongagebiet wird wieder eine Einheit unter König Kambonde kaMpingana. |
14.04. | Der Eisenbahnarbeiter Zacharias
Lewala findet die ersten Diamanten in Kolmannskuppe, nahe Lüderitzbucht, und händigt
diese seinem Vorgesetzten August Stauch aus. Zwei Monate später zertifiziert der
Regierungsgeologe Paul Range die Diamanten als echt. In kurzer Zeit entstehen eine Reihe
von Diamanten-Bergbaugesellschaften wie die Koloniale Bergbau-Gesellschaft, die Vereinigte
Diamanten Minen AG (vorm. Weffl de Meillon & Co.), die Pomona Diamantengesellschaft,
die Bahnfelder-Abbaugesellschaft mbH Lüderitzbucht, die Lüderitzbuchter
Bergbaugesellschaft mbH, die Kolmanskop Diamond Mines Ltd und die
Diamantengesellschaft Grillental mbH. Weitere kleinere Diamantengesellschaften sind die folgenden: Anichab-, Viktoria-, Germania-, Nautilus-, Phönix-, Kubub-, Elisabethbucht-, Swakopmund-, Meteor-, Harmonia-, Karlsthal-, Angras Juntas-, Keetmanshoop-, Südwest-, Südstern- und Quitzow-Diamantengesellschaft sowie die Namaqua-Schürfgesellschaft u.a. Die Diamantenaktivitäten werden durch die Bergbau-Verordnung vom 08.08.1905 reguliert. Die Diamanten-Geisterstadt von Kolmanskuppe östlich von
Lüderitzbucht: 1971: Karas-Region Eindruck aus der verlassenen, zerfallenen Wüstenstadt
Kolmanskuppe Kolmanskuppe: im August 2002: Karas Region |
21.04. |
Der britische Hochkommissar in
Südafrika Lord Selborne stellt fest, dass weiße Jäger "kaum kontrolliert werden
können .. , wegen der Abwesenheit von irgendeiner staatlichen Kontrolle im Caprivizipfel".
Er richtet daraufhin zwei Grenzposten zwischen dem Caprivizipfel und Nord-Rhodesien (heute
Zambia) in Sesheke-Mwandi und zum britischen Bechuanaland in Kazungula ein. Von Schuckmann proklamiert den Caprivizipfel als Sperrgebiet. |
24.04. | Das Entbindungsheim Elisabeth-Haus (benannt nach der Mecklenburger Herzogin Elisabeth) wird in Windhoek eröffnet. |
25.04. | Das Postamt Seeheim wird eröffnet.
Der Poststempel von Brackwasser wird bis zum 31.05.1908 in Seeheim verwendet. Das Postamt Feldschuhhorn wird geschlossen. |
26.04. | Die Süd-Eisenbahn wird bis zur
Station Seeheim für den Verkehr geöffnet. In Seeheim wird eine kleine
Eisenbahnbetriebswerkstatt errichtet.
Fischfluß-Eisenbahnbrücke bei Seeheim: Seeheim-Aus
Eisenbahn-Linie: 2002 |
Mai/Juni | Erich Victor Carl August Franke besucht erneut die Ovambolandkönige Kambonde kaMpingana vom Ondongagebiet und Nande vom Uukwanyamagebiet. Er besucht auch die Uukwambi-, Uukwaluudhi- und Ongandjeragebiete. Er schließt mit Hilfe der Missionare Martti Rautanen und August Wulfhorst mit allen Gebieten Schutzverträge. Diese Verträge bringen das Ovamboland formell unter die deutsche Oberhoheit. In Wirklichkeit gibt es immer noch keine direkte deutsche Kontrolle. |
Juni | Der erste von drei Dampftriebwagen wird auf der Otavi-Eisenbahn in Betrieb genommen. |
01.06. | Das Postamt Guchab wird eröffnet. |
02.06. | Der Bau der Eisenbahnlinie von Seeheim über Holoog und Grünau nach Kalkfontein Süd (heute Karasburg) wird von der Deutschen Kolonial Eisenbahn Bau und Betriebs Gesellschaft begonnen. |
19.06. | Der britische Hochkommissar in Südafrika informiert den Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika, "dass, als eine Maßnahme von großer Dringlichkeit, Verbrecher der Gerechtigkeit zugeführt werden sollten ... " [im Caprivizipfel]. |
21.06. | Die Eisenbahnlinie von Lüderitz nach Keetmanshoop (Km 365) über Seeheim wird von Staatssekretär Dernburg offiziell eröffnet. Die Bahnlinie ist in der Kap-Spurweite von 1 067 mm gebaut worden. |
17.07. | Das Postamt Otjosondu wird geschlossen. |
21.07. | Die Verwaltung der Finanz- und Haushaltskontrolle wird dem Gouvernement von Deutsch-Südwestafrika übertragen. |
22.07. | Groß-Britannien macht in einer diplomatischen Note den Vorschlag, den Caprivizipfel gegen eine neue Grenze entlang des 21o Längengrades Ost vom Rietfonteiner Winkelhaken bis zum Molopofluss im Süden einzutauschen. Daraufhin zeigen die Deutschen mehr Interesse am Caprivizipfel. |
12.08. | Das Postamt Waterberg wird wiedereröffnet . |
08.09. | Die Römisch-Katholische Missionsstation Grootfontein wird gegründet. |
22.09. | Die deutsche Regierung proklamiert
das diamantenträchtige Gebiet um Lüderitzbucht als Sperrgebiet. Das Gebiet erstreckt
sich vom Oranje bis 26o Süd (etwa 80 km nördlich von Lüderitz) und etwa 100
km in das Inland (Diamanten-Gebiet Nr. 1). Nur die neu gegründete Deutsche Diamanten
Gesellschaft (Direktor: Heinrich Lotz) darf in dem Gebiet prospektieren. Lotz stellt
Werner Beetz und Ernst Reuning an. Weitere Diamantenminen werden in Idatal und Scheibetal
aufgemacht. Neue Diamantengebiete wie an der Meob- und Conceptionbucht werden auch
nördlich von 26o Süd erschlossen (Diamanten-Gebiet Nr. 2, nördlich von 26o
Süd bis zu einem Gebiet nördlich von Conceptionbucht (Lange Wand)). Die ersten Diamanten
werden auf den Orloff claims gefunden. Daraufhin wird die Diamantenfelder
Verwertungsgesellschaft gegründet. Die anfänglich primitiven Abbaumethoden werden
später durch mechanisierte Techniken ersetzt, wobei die Frankfurter Metallgesellschaft AG
mit dem Schiechel-Separator einen wirksamen Apparat zur Trennung von Diamanten und
Sediment entwickelt. J. Böhm entdeckt eine fossile Fauna im Sperrgebiet. Durch die Diamantenfunde nimmt Lüderitzbucht einen beachtlichen Aufschwung. Noch im gleichen Jahr wird ein aus Steinen und Erdmassen bestehender Damm zwischen der Stadt und der Haifischinsel gebaut, der eine im Jahre 1905 erbaute Holzbrücke ersetzt. Weiterhin wird 50 m nördlich der im Jahre 1905 erbauten Landungsbrücke eine neue Landungsbrücke für Passagiere eröffnet. Lüderitzbucht ist die dritte Stadt in SWA, die nach Windhoek (1904) und Swakopmund (1907) ihr eigenes Postgebäude bekommt. Von 1908 bis 1913 werden 4,7 Millionen Karat Diamanten im Werte von 150 Millionen Mark gefördert (etwa 66% des Bruttosozialproduktes des Schutzgebietes). |
26.09. | Kurt Streitwolf wird in den Caprivizipfel gesandt, um dort den nominellen deutschen Regierungsanspruch zu realisieren. |
20.10. | Das Postamt Khan wird eröffnet. |
November | Die Eisenbahnlinie von Seeheim nach Kalkfontein Süd erreicht bei der Km-Station 67 die Station Holoog. |
22.11. | Streitwolf beginnt seine Expedition in den Caprivizipfel. Er reist mit drei "weißen" und 14 "farbigen" Helfern von Gobabis über Britisch-Bechuanaland (Rietfontein und Ngamisee) zum Chobe (auch Linyantifluss genannt). |
12.12. | Das Postamt Arahoab (heute Aranos) wird eröffnet. |
Dezember | Ein Bondelswarts-Kommando wird von Abraham Rolf, einem von Jakob Marengos Offizieren, aufgestellt, um den Kampf gegen die deutsche Kolonialmacht wiederaufzunehmen. Es kommt zu Überfällen auf deutsche Farmen im Namaland. Die Bondelswarts werden von der Schutztruppe unter dem Befehl von Major Baerecke verfolgt. |
Ende Dezember | Klinghardt entdeckt neue Diamantenfelder nahe Bogenfels. Stauch und Scheibe finden reiche Diamantenvorkommen im Pomona-Gebiet. |
Die Streitwolf-Expedition quert den Linyanti am 25 Januar
1909
Namibia State Archives