1916 | Die Alte Staatsbahn von Swakopmund
nach Karibib wird endgültig abgerissen. Die 200 m lange hölzerne Landungsbrücke im Walvisbuchter Hafen wird verlängert. Außerdem werden zwei neue Landungsbrücken gebaut und neue Hafenkräne angeschafft. Eduard Frederiks (#Khaxab) wird der neue Kapitän der Bethanien-Nama (bis 1922). Der südafrikanische Hochkommissar Lord Sydney Charles Buxton erneuert das alte Recht des Lozivolkes im heutigen Zambia, gewisse Ländereien im Caprivizipfel zwischen Katima Mulilo und dem Machilifluss, in einem 40 km langen und acht Kilometer breiten Streifen, zu benützen. Louis Botha bestätigt, dass die Baster die gleichen verfassungsmäßigen Rechte wie zur deutschen Zeit genießen sollen. Cocky Hahn weilt als südafrikanischer Nachrichtenoffizier in König Mandume ya Ndemufayos Residenz in Oihole, um Material gegen den König zu sammeln. Der Kaokolandführer Vita Tom (Führer Oorlog) zieht durch die Ombuku- und Omuhongaflüsse nach Okonguati und Otjiyandjasemo im Kaokoveld. Er trifft dort den Ovatjimba-Führer Kasupi in Ombepera. Er zieht allerdings im selben Jahr nach Angola zurück. Ein Badestrand wird in Swakopmund entwickelt. Erich von Bremen gibt für kurze Zeit eine deutsche Tageszeitung: Der Blitz, heraus. |
29.04. | In Windhoek erscheint Der Weltkrieg (Herrmann Rubien, Arthur Mylo) |
18.06. | Das letzte Mal werden Briefmarken von Deutsch SWA gebraucht (Swakopmund). |
22.07. | Eine neue deutsche Zeitung: Der Kriegsbote unter Hans Berthold erscheint in Windhoek (beide Zeitungen werden bis 1919 gedruckt). |
August | Das Büro des Administrators (Administrator: E.H.L. Gorges) gibt die Bekanntmachung heraus dass "Unter den deutschen Gesetzen war es den Eingeborenen nicht gestattet, Reittiere oder Großvieh zu besitzen. Im Gegensatz zu diesen Bestimmungen ist der Besitz von Großvieh jetzt gestattet, um die Eingeborenen zufriedener und gesetzesgehorsamer zu stimmen". In Folge dieser Politik werden Gruppenführer wie Traugott Maharero und andere als Führer der Ovaherero offiziell anerkannt. |
1917 | König Mandume ya Ndemufayo vom
Uukwanyamagebiet weigert sich, die vorläufige Grenzziehung zwischen Angola und
Südwestafrika zu akzeptieren. Hauptmann F. Garbett wird Surmons Nachfolger im Caprivizipfel. Der Kaokolandführer Vita Tom (Führer Oorlog) kehrt endgültig aus Angola zurück. Er wird von Edward Tjipepa (seinem Bruder), Martin Tjiheura, Moses Ndjai, Paul Zakekua, Wilhelm Tjireye, Ngairo Muhenye Gabriel Cabrito, Joel Kapi, Vetamuna Tjambiru, George Hartley und Adrian Karipose begleitet. Vita läßt sich in Otjiyandjasemo, südwestlich des heutigen Okonguati, nieder. Der Ovatjimba-Führer Kasupi aus Ombepera unterstützt Vita. Spannungen bauen sich allerdings mit dem Ovahimbaführer Muhona Katiti auf. Die südafrikanischen Behörden versuchen zwischen Vita und Muhona zu vermitteln (SA Polizei in Cauas Okawa). Die heißen Quellen von Otjiyandjasemo westlich von Okonguati im
September 2004 Goldvorkommen werden in Ondundu nordwestlich von Omaruru im
Otjohorongo-Gebiet, entdeckt. |
04.01. | Reinhardt Maack und Alfred Hoffmann
entdecken die Felsmalerei "Weiße Dame" im Brandberg (C1 und C2-Perioden: 4400
v.Chr.-100 v.Chr.). Maack und seine Gruppe besteigen auch zum ersten Mal den höchsten
Berg Namibias, den Königsstein im Brandberg (2 646 m). 1921 macht Maack seine Entdeckung
der Felsgravierungen und - zeichnungen auf den Sandsteinplatten der Etjo-Formation in
Twyfelfontein (Ui-Ais) bekannt (C1 bis E-Perioden: 4400 v.Chr.-1200 n. Chr.). Die
Felskunst wird ab 1950 von Ernst Rudolph Scherz erforscht. Er beschreibt 2 500
Felsgravierungen auf mehr als 200 Sandsteinplatten.
Felszeichnungen in der Tsisab-Schlucht im
Brandberg (ca. 4400 - 100 B.C.): Die berühmte "White Lady"-Felszeichnung
in der Maack-Höhle, April 1971 Die Felszeichnungen der Maack-Höhle im März
2003 |
03.02. | Der südafrikanische Oberst de Jager mobilisiert seine Truppen gegen Mandumes Hauptstadt des Uukwanyama-Königreiches, Oihole (die vorherige Hauptstadt war Ondjiva im heutigen Angola). |
06.02. | Mandumes königliche Residenz,
obwohl verlassen, wird von den Südafrikanern zerstört. König Mandume ya Ndemufayo
fällt in der Schlacht. De Jager berichtet, dass die südafrikanischen Truppen Mandume mit
Maschinengewehrfeuer getötet hätten, während zahlreiche Uukwanyama- Zeugen berichten,
dass Mandume Selbstmord begangen hätte und anschließend von den Südafrikanern (Leutnant
Thomas Edward Moroney) enthauptet worden wäre. Die Finnische Missionsgesellschaft
äußert keinen Protest. Am gleichen Tage wird Theophilus Hingashikuka Hamutumbangela in Onghala im Uukwanyamagebiet geboren. Er wird später anglikanischer Priester und Verfechter für Namibias Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit sowie gegen koloniale Ungerechtigkeiten. Der enthauptete Körper von König Nandume ya Ndemufayo |
18.02. | Die Leiche von König Mandume ya Ndemufayo wird im Beisein von Leutnant Carl (Cocky) Hahn im traditionellen Stil beigesetzt. |
26.02. | Nach Mandumes Tod hat das
Uukwanyama-Königreich keinen Erben. Darum setzen die Südafrikaner die deutsche Politik
im Ovamboland fort, die einheimischen Gemeinschaftsverbände durch ihre eigenen Führer
verwalten zu lassen. Folgerichtig entstehen zwei administrative Systeme im Ovamboland. In
den Gebieten, wo es keine erblichen traditionellen Führer wie in den Uukwanyama-,
Uukwambi-, Ombalantu-, Uukolonkadhi- oder Eundagebieten mehr gibt, werden Senior-
Gruppenführer und ihre Vertreter allmählich sozialisiert und beeinflusst, um so die
koloniale Politik der Südafrikaner durchzusetzen. In den Gebieten, wo erbliche
traditionelle Führer (Könige) wie in den Ondonga-, Ongandjera- und Uukwaluudhigebieten,
noch die Kontrolle ausüben, repräsentieren diese die Stammesregierungen. Der frühere Ombandja-König Shihetekela wird von den südafrikanischen Behörden in Ondangwa und dem Ondonga-König Martin Nambala yaKadhikwa als König Mandumes rechte Hand angesehen. Er wird deshalb als eine Gefahr für die südafrikanische Verwaltung angesehen und in das Kavangogebiet, nach Nkurenkuru verbannt (1918). Es gelingt ihm später in das Uukwanyamagebiet zu fliehen. Er wird dort entdeckt und vom Eingeborenenkommissar Charles N. Manning ausgewiesen. Er siedelt zeitweilig im Niemandsland zwischen dem Uukwanyama- und Uukwambigebiet, in Oshikwiyu (bis 1928). Eine Trockenheit und folgende Hungersnot (von 1914 bis 1917) zwingt viele Ovambo, im Süden Arbeit zu suchen. |
Februar/März | Ein Swakophochwasser führt wiederholt zu Verkehrsunterbrechungen zwischen Swakopmund und Walvisbucht. |
18.04. | Nach der Rückkehr aus dem
südafrikanischen Exil stellt der ehemalige Okombahe-Führer Daniel Kariko, zusammen mit
den überlebenden Gruppenführern der Omaruru-Ovaherero, Moses Mbandjo, Christof
Katjimune, der 1918 als Reservats-Führer angestellt wird und Gerhard Zeraua, Antrag auf
ein Ovaherero- Reservat in Otjohorongo. Dem Antrag wird durch den Magistrat von Omaruru,
Major Thomas Leslie OReilly, stattgegeben. Superintendent des Reservats ist seit
1918 Herr Dixon. OReilly trägt die Akten und Zeugnisse zusammen, die zur Herausgabe des Blaubuches von 1918 ("South Africa, Union of: Report on the Natives of South West Africa and their Treatment by Germany: Presented to both Houses of Parliament by Command of His Majesty"), das die deutschen Menschenrechtsverletzungen während der Widerstandskriege der namibischen Gemeinschaften gegen die deutsche Kolonialmacht untersucht, führt. |
28.04. | Deutsche Privatleute gründen eine Farmwirtschaftliche Vereinigung in Windhoek. |
06.06. | Vita Tom wird von den südafrikanischen Behörden nach Windhoek bestellt und trifft dort den SA Obersten M.J. de Jager. Das führt zu einer Untersuchungsexpedition in die Verhältnisse im Kaokoveld unter Leitung von Eingeborenenkommissar Charles N. Manning. |
30.06. | Die Verwaltung der Schmalspur-Eisenbahnen (von Usakos nach Norden) fällt ab jetzt direkt unter die Windhoeker Eisenbahnbehörde. |
24.08. | Durch die Vermittlung von Charles
Manning versöhnen sich Vita Tom und Ovahimbaführer Muhona Katiti in Otazuma in der Nähe
von Otjivero im Kaokoveld. Daraufhin verschiebt Muhona seine Residenz nach Epembe am
Ondotofluss.
Ondoto River bei Epembe östlich von Okonguati: Kaokoveld,
September 2004 Omuhimba in Epembe, September 2004 |
1918 | Das britische
"Blaubuch", das die Gräueltaten der deutschen Kolonialverwaltung anprangert,
wird herausgegeben. Das Motiv dieses Buches ist, die Eroberung von Südwestafrika durch
Briten und Südafrikaner zu rechtfertigen. Der größte Teil des Buches ist allerdings
wörtlich aus den deutschen Regierungsakten übernommen worden und wird durch vereidigte
Aussagen von vielen Augenzeugen unterstützt. Es zwingt die neuen Kolonialherren, einige
Reformen zuzulassen. Neue Gesetzgebungen (Masters and Servants laws (1916/1920))(Proklamation
Nr. 2 von 1916) sowie die Proklamationen Nr. 3 und 5 von 1917 verbieten z.B. das Recht der
väterlichen Züchtigung, d.h. individuelle Auspeitschungen von "Eingeborenen"
durch Farmer und regeln die allgemeinen Arbeitsbedingungen auf Farmen und in Bergwerken.
Das Alter für Zwangsarbeit von "Schwarzen" wird von sieben Jahren auf 14 Jahre
heraufgesetzt. Verschiedene Stammesverbände gewinnen einige ihrer Autonomierechte
zurück, wie die Entwicklung von gewissen sozialen Verbänden und das Recht, Vieh zu
halten. Bei den deutschen Siedlern und Missionaren stößt die südafrikanische liberale
"Eingeborenenpolitik" auf wachsenden Widerstand. Einer der Gründe ist es, dass
es immer schwieriger wird, einheimische Arbeitskräfte zu bekommen. Der Rheinische
Missionar Olpp erklärt zum Beispiel, dass "die britische Propaganda die
Eingeborenen zu einem falschen Freiheitsdrang verführe." Die Hoffnung der namibischen Einheimischen auf wirkliche Veränderungen durch die Südafrikaner wird jedoch bald enttäuscht. Das Land, das die Deutschen als Resultat der Widerstandskriege zwischen 1903 und 1909 entschädigungslos von namibischen Gruppen enteignet hatten und für "weiße"Ansiedlung freigegeben hatten, wird von den Südafrikanern nicht zurückgegeben. Ein neues koloniales System zieht herauf und schafft die Grundlagen für die südafrikanische Reservatspolitik der 1920iger Jahre. James La Guma, der später (1920) einer der Organisatoren der Industrial und Commercial Workers' Union (ICU) in Kapstadt ist, organisiert einen Streik auf den Diamantenminen in Lüderitz. Es gibt immer noch 17 Schulen für deutschsprachige Kinder in Südwestafrika. Hauptmann H. Neale wird Garbetts Nachfolger im Caprivizipfel. Eliazer Tuhadeleni, auch Kaxumba kaNdola genannt, wird in Omatangagela in Nord-Namibia geboren. |
08.08. | Der Ovaherero-Gruppenführer Traugott Maharero wird von südafrikanischen Soldaten (Labuschagne und Hendrik Jacobus Uys Janse van Rensburg) in Okahandja physisch misshandelt. |
09.11. | Der Erste Weltkrieg endet. |