ZUR ENTDECKUNG

Erste Berichte setzen etwa um 1750 ein und stammen von europäischen Abenteurern, Jägern, Missionaren und Händlern. Gewiss auch unter dem Eindruck dieses späten Eingangs Namibias in die Weltgeschichte war sich die historische Forschung darin einig, dass hier im gegensatz zum Nachbarland Zimbabwe die Grundvoraussetzung für die vorkoloniale Entstehung großer in Stein ausgeführter Stadtanlagen nicht gegeben war. So galt bis zur Entdeckung von ||Khauxa!nas [1] durch den Autor dieser Publikation in den 1970igern, das der "London Mission Society" zugeschriebene Schmelenhaus in Bethanien als erste Steinstruktur Namibias.

Die Ruinen von Zimbabwe gelten heute als das nationale Symbol des afrikanischen Staates, der seine Freiheit erst nach einem langen Unabhängigkeitskrieg erhalten konnte. Auch Namibia konnte seine Freiheit erst nach einem langen bitteren Freiheitskrieg am 21 März 1990 erringen. Die Vorstellung, dass es in Namibia, über diese historischen Parallelen hinaus auch Ruinen mit einem ähnlichen Symbolgehalt wie in Zimbabwe geben könnte, bewegte mich bei vielen Fahrten in das wegelose und unzugängliche Gebiet der Großen Karasberge im Südosten Namibias.

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Die Großen Karas-Berge von Westen: Kuchanas: Januar 2004
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Zugangsstraße nach ||Khauxa!nas: Hauptstraße 26: Durch die Großen Karas-Berge: Januar 2004
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Die Großen Karasberge von Osten her gesehen: Februar 1987
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Die Großen Karas-Berge von Aob (Gaitsanes) her gesehen: April 2003
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Landschaft östlich von ||Khauxa!nas: Mit Blick auf die Großen Karasberge im Westen: Karas-Region: April 2003
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Landschaft östlichvon ||Khauxa!nas: Mit Blick in das Gurus-Rivier im Süden: Distrikt-Straße 612: Karas-Region: April 2003
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Blick von dem höchsten, südwestlichen Punkt von ||Khauxa!nas auf die gewaltige, einsame Landschaft, die die Bergesfestung umgibt: Im Jahre der Entdeckung der Ruinen: 1987
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Blick von dem höchsten, südwestlichen Punkt von ||Khauxa!nas: April 2003
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks

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Blick von dem höchsten, südwestlichen Punkt von ||Khauxa!nas: Januar 2004
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks

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||Khauxa!nas: Karen (geb. von Bremen) und Klaus Dierks (linkes Photo mit Jakob Marengos Haus): Januar 2004
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks and Alexander Dierks (left two phographs)

Tatsächlich gab es nach einer langen Suche und jahrelangen Forschungsarbeiten nun einer solchen Stadtanlage, einer von einem namibischen Namavolke erbauten Gebirgsfestung, die nicht nur das erste bekannte systematische Bauwerk in der Geschichte Namibias ist, sondern auch ein Symbol für die Freiheitsliebe dieses Volkes ist. Aufsehenerregend ist nicht nur die Tatsache, dass es entgegen allen bisherigen geschichtlichen Annahmen eine vorkoloniale namibische Bauanlage gibt, sondern auch, dass diese erst in den vergangenen Jahrzehnten wiederentdeckt und identifiziert werden konnte. Auf die Spuren der Namasiedlung ||Khauxa!nas stieß während meiner Forschungen über die alten Ochsenwagenstraßensysteme [2] aus der vorkolonialen Zeit Namibias.

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||Khauxa!nas-Ruinen auf dem höchsten Punkt des Plateaus: Blick nach Westen: 1987
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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||Khauxa!nas Blick vom höchsten Punkt der Ruinenansammlung: Blick nach Westen: Mit den Grossen Karasbergen im Hintergrund: Aufnahme: April 2003
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks

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||Khauxa!nas: Höchster Punkt der Ruinenansammlung: Kontruktionselemente: Aufnahme: April 2003 und Januar 2004 (Photos oben)
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks

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||Khauxa!nas: Der Blick nach Südosten
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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||Khauxa!nas von Westen in Richtung der Schutzmauer
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||Khauxa!nas-Ruinen: Blick nach Osten
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||Khauxa!nas: Blick vom höchsten Punkt des Festungsberges auf das immer Wasser führende Back-Rivier: April 2003
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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||Khauxa!nas: Blick vom höchsten Punkt des Festungsberges auf das immer Wasser führende Back-Rivier: Januar 2004
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

Es sollten allerdings noch längere Zeiträume vergehen, ehe ich in der Lage war, die Frage nach den Erbauern, dem Alter und den Gründen für die Anlage der Siedlung zu beantworten [3]. Im Gegensatz zu der Geschichte der Zimbabwe-Ruinen, über die wir keine historische Primärquelle haben, sondern nur die Aussagen der Archäologen, die wiederum zu vielen geschichtlichen Spekulationen Anlass gegeben haben, besitzen wir zur Deutung der Siedlung ||Khauxa!nas einige direkte historische Zeugnisse in der Gestalt der Tagebücher und Akten der Wesleyanischen (Methodistenkirche) Missionare. Die Wesleyaner missionierten, von Warmbad und Blydeverwacht ausgehend, zwischen 1805 und 1866 hauptsächlich im Süden Namibias. Es war besonders der Missionar Benjamin Ridsdale [4], der eine genaue Beschreibung der Namafestung gab, die er auf kapholländisch Schans Vlakte [5] (Schanzenfläche) nannte. Ridsdale muß von Schans Vlakte sehr beeindruckt gewesen sein, um so mehr, als es sich um ein für lange Zeit bestens gehütetes Geheimnis jenes Volkes gehandelt hat, dass hier vor mehr als zweihundert Jahren gelebt hat.

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Die alte "Pastorie" in Warmbad, welche auf den Fundamenten des von den Brüdern Abraham und Christian Albrecht (London Missionary Society) 1805 gebauten Hauses errichtet ist
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

Die Berichte über ||Khauxa!nas begannen mich zu faszinieren, zumal Ridsdale zu den ganz wenigen Europäern im vorigen Jahrhundert gehört haben muß, den die Nama zu diesem Platz zugelassen haben. Die Erinnerung an ||Khauxa!nas muß aber schon in der vordeutschen Zeit verloren gewesen sein, da ich nicht in der Lage war, aus dieser Zeit irgendwelche Hinweise zu finden.

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NamPost-Briefmarken über die ||Khauxa!nas-Ruinen, 06.02.1997

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Südliches Namibia mit ||Khauxa!nas und Narudas (Räuber Heinrichs Platz)
Anne Westoby, Longman Namibia

Leider gibt es in Ridsdales Quelle keinerlei genaue Ortsangaben über ||Khauxa!nas, sondern nur den dürftigen Fingerzeig, dass der Ort neun Tagesreisen nordöstlich von Warmbad lag. Das Auffinden einer solchen archäologischen Stätte in diesem wild zerrissenen, wüstenhaften Hochgebirgsgelände entspricht der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Es bedurfte langwieriger Suchaktionen mit Hilfe von Luftphotos, Flug- und Bodenaufklärung, wobei mir meine gute Ortskenntnis nach jahrzehntelanger Erfahrung als namibischer Straßenbauingenieur zu Hilfe kam, ehe ich Schans Vlakte dann auf den Farmen Schanzen 281 und Gugunas 301 in der Karas Region, in einer auch heute noch unzugänglichen Gegend östlich der Großen Karasberge, fand. Die örtlichen Farmer wussten natürlich von den Ruinen auf ihren Farmen, ohne zu wissen, dass es sich hierbei um das Wesleyanische Schans Vlakte handelte. Die vorherrschende Meinung war, wenn man sich überhaupt Gedanken um die Ruinen auf dem ||Khauxa!nas-Berg über dem Bak Rivier (Rivier: afrikaans: Trockenfluss) gemacht hat, dass es sich um Befestigungsreste der deutschen Schutztruppe aus dem Nationalen Widerstandskrieg der Nama gegen die deutsche Kolonialmacht aus den Jahren 1903 bis 1909 handelte.

Die Bergfestung, die ich dann vorfand, entsprach genau Ridsdales Beschreibungen. Ich fand einen flachen Bergesrücken mit senkrechten Felswänden, die mehr als hundert Meter steil zu dem, hier immer Wasser führenden Bak Rivier abfallen. Der Bak läuft hier in einer Schleife um den ||Khauxa!nas-Berg herum und schuf so, auch ohne die Stadtmauern am Rande des Abgrundes, eine fast uneinnehmbare, natürliche Festung. Diese Tatsache und das ständige Vorhandensein von Wasser, auch in den größten Trockenjahren, bewirkten für die Erbauer die idealen Voraussetzungen, hier ein kaum aufzufindendes und leicht zu verteidigendes Versteck zu entwickeln.

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Blick vom Festungsberg auf das Bak Rivier: 1988
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Vorkolonialer Zugangsweg auf das Plateau des Festungsberges von ||Khauxa!nas: Aufnahme: April 2003
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Das Bak Rivier in ||Khauxa!nas, das auch in extremsten Trockenzeiten immer Wasser führt: Aufnahme: April 2003
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Das Bak River in ||Khauxa!nas: Blick vom Zugangsweg zum Ruinen-Plateau: Während der Regenzeit 2003/2004: Januar 2004
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

Weiterhin fand ich eine mehr als einen Kilometer lange Schutzmauer, die, mehrere Meter hoch, in einem unregelmäßigen Bogen um das ganze Bergesplateau herumläuft. Dieses, aus zum Teil tonnenschweren Felsplatten meisterhaft zusammengefügte Trockenmauerwerk umschließt ein mit Trümmern übersätes Areal von mehreren Quadratkilometern Fläche. Es gibt hier Mauerreste und Fundamente von Häusern, einen vermutlichen Versammlungsraum, Viehkräle und merkwürdig geformte Grabdenkmäler zum Gedenken an gefallene Krieger (vielleicht auch Opferstelen, die in Nama Heitsi-Eibib oder Haitse-aibeb genannt werden). Die Baufragmente sind aus Hunderttausenden von Sandsteinplatten aufgerichtet. Viele Mauern sind unter dem Einfluß von Erosion und menschlichen sowie tierischen Aktionen zusammengestürzt. Besonders die hier zahlreich vorkommenden Paviane sind große Zerstörer, da sie bei der Suche nach den von ihnen als Delikatesse geschätzten Skorpionen viele Felsplatten herunterwerfen. Offensichtlich haben die Erbauer von ||Khauxa!nas keinerlei Dächer für die Bauwerke im Sinne gehabt, was bei den normalen klimatischen Verhältnissen im Süden Namibias auch kaum vonnöten wäre. Viele Fragen bleiben vorläufig noch offen, und sind im Grunde erst durch archäologische Forschungen zu beantworten.

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Grabstelen (Nama Heitsi-Eibib oder Haitse-aibeb) auf der Ostseite des ||Khauxa!nas-Berges: 1987
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Grabstelen (Nama: Heitsi Eibeb) auf der Ostseite der ||Khauxa!nas-Bergesfeste: April 2003
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Teile der Umfassungsmauer um ||Khauxa!nas: Februar 1987
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Die Schutzmauer um das ||Khauxa!nas-Plateau: April 2003
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks

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Die Schutzmauer um das ||Khauxa!nas-Plateau: Januar 2004
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks

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Blick von der ||Khauxa!nas-Festung auf das Bak River (Blick nach Südosten)
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Typische Bauelemente der ||Khauxa!nas-Ruinen
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||Khauxa!nas-Bauelemente im nordwestlichen Sektor des Bergesplateaus
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Öffnung in einem der Gebäudereste: Entwässerungsstruktur
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Eingestürtzte Mauern in ||Khauxa!nas
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Zugangsweg zur ||Khauxa!nas-Bergesfeste, eines der ersten bekannten, von Menschen angelegte Transportroute in Namibia
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Mit der Entdeckung dieser einzigartigen Anlage begannen natürlich erst die Fragen nach den Erbauern, den Daten und dem Grund für eine solche Festungsanlage in einer so abgeschiedenen Gegend. Weitere Forschungen brachten geradezu aufregende historische Tatsachen ans Licht. Interessant ist nicht nur, dass ||Khauxa!nas mit einem historisch gesicherten Errichtungsdatum, das vor 1800 liegt, die bisher bekannte älteste systematische Bauanlage Namibias ist, sondern auch aus dem Motiv heraus entstand, dass ein Namavolk sich im 18. Jahrhundert der kolonialen Unterdrückung durch die europäischen Siedler des südafrikanischen Kaps der Guten Hoffnung entziehen wollte, um in einem Gebiet, das später Namibia werden sollte, Freiheit und Unabhängigkeit zu finden. Später, in der Zeit von Deutsch-Südwestafrika, spielte ||Khauxa!nas eine wichtige historische Rolle in dem Widerstandskrieg des namibischen Volkes gegen die deutsche Kolonialmacht, als die Bergfestung als geheimes Hauptquartier für den großen namibischen Guerillaführer Jakob Marengo diente.

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Die Luftaufnahme zeigt den ||Khauxa!nas-Berg, der den See (schwarzer Fleck im Vordergrund) und die Kurve des Bakflusses zeigt. Die dunkele Linie auf dem Plateau zeigt Teile der Umfasungsmauer. Die flache Ebene im Hintergrunf ist der Standort der späteren Siedlung Schans Vlakte.
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Diese Luftaufnahme zeigt den ||Khauxa!nas-Berg von Norden mit dem Bakfluss im Hintergrund (oben auf dem Photo) mit der Umfassungsmauer und Ruinen der Siedlung. Die Ebene im Vordergrund zeigt den Standort von Schans Vlakte.
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Detaillierter Plan der Bergesfestung (der Plan reflektiert obiges Luftphoto). Er zeigt die Ausmaße von ||Khauxa!nas und die inneren Gebäudereste, Hütten und Viehkrale. Schans Vlakte ist im Osten  (unten auf dem Plan) und der Bakfluss im Südwesten (oben auf dem Photo).
Anne Westoby, Longman Namibia

 

ZUR GESCHICHTE VON ||KHAUXA!NAS

 

Die Geschichte von ||Khauxa!nas ist möglicherweise so alt wie die Geschichte Namibias. Das ständige Vorhandensein von Wasser im Bak Rivier schuf die idealen Voraussetzungen für menschliche Besiedlung. Frühe Reste von Töpfereikunst und Ablagerungen von Eisenpulver, die auf alte Schmiedewerkstätten schließen lassen, lassen den Schluss zu, dass San (Buschleute) und Nama die Gegend um ||Khauxa!nas als Handelsstation brauchten. Überlieferungen der Nama sprechen davon, dass die San der Kalahari sich hier mit denen der Namib Wüste trafen, um Gold mit Diamanten zu tauschen. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass es sich bei ||Khauxa!nas um Farinis "Verlorene Stadt der Kalahari" handeln könnte. Vielleicht finden Archäologen oder Touristen, die hier herum klettern, eines Tages den sagenhaften Schatz der San.

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Warmfontein: Gurus-Fluss: Karas-Region: April 2003
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks

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Felszeichnung auf der Farm Warmfontein (Gurus-Fluss nahe ||Khauxa!nas: März 1996
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Felszeichnung in der Nähe von ||Khauxa!nas: Warmfontein: Gurus-Fluss: April 2003
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Die überhängenden Felsenwände dem Bak Fluß: Auf dem Plateau befindet sich die Bergesfestung ||Khauxa!nas: Blick nach Osten
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

Die geschriebene Geschichte von ||Khauxa!nas beginnt mit der Ankunft von europäischen Siedlern an der Südspitze Afrikas und deren Expansion in das Innere des schwarzen Kontinentes. Die Folge von diesen frühen kolonialen Expansionen war die Unterwerfung, Entrechtung und Enteignung sowie die Ausrottung von vielen afrikanischen Völkern, auch der im südlichen Afrika um 1750 siedelnden Namagemeinschaften. Die Stadtgründer von ||Khauxa!nas waren die sogenannten Orlam-Afrikaner (Orlams in Nama: !Gû-!gôun or Nauba-xu gye |ki-khoen) [6], eines der vielen Namavölker, die auf beiden Seiten des Oranje in der südafrikanischen Kapkolonie, aber auch im heutigen Namibia lebten. Die Orlams beantworteten die Unterdrückungspolitik der Kap-Europäer mit steigendem Widerstand und dem Ausweichen in das damals noch weitgehend unbekannte Innere der Kapkolonie und später in die Gebiete nördlich des Oranje, in das Land, das heute Namibia heißt.

Die Geschichte der Orlam Afrikaner vor 1760 ist weitgehend spekulativ. Aber bereits im Jahre 1761 wurde der mögliche Begründer von ||Khauxa!nas in einem offiziellen Dokument erwähnt. Ein Beamter der "Holländischen Ost Indien Kompanie" Adriaan van Schoor beklagte sich in einem Brief an den südafrikanischen Gouverneur in Kapstadt über das aufrührerische Benehmen der "Bosjeman Hottentotten Capitaein Claas en Afrikaner". Claas ist vermutlich identisch mit Klaas Afrikaner, Vater von Jager Afrikaner und Großvater von Jonker Afrikaner, der um 1830 Windhoek gründete. Van Schoors Brief führte zur Verurteilung des "Alten Afrikaner", Bruder von Klaas, zu lebenslanger Haft auf der berüchtigten Häftlingsinsel "Robben Insel" vor Kapstadt, wo Afrikaner als politischer Gefangener am 15. Juni 1777 starb.

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Haus Klaas Afrikaners auf dem ||Khauxa!nas-Berg: März 2001
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks

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Das Haus von Afrikaner auf dem ||Khauxa!nas-Berg: April 2003
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks

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Das Haus von Afrikaner auf dem ||Khauxa!nas-Berg: Januar 2004
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

Die Orlam Afrikaner kamen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit weiteren europäischen Expansionsbestrebungen in Konflikt. Sie versuchten nach Norden zum Oranje hin auszuweichen. Um 1770 herum wurden sie die Leibeigenen eines burischen Siedlers Pieter Pienaar für den sie sogar Raubzüge gegen andere Namagemeinschaften im nördlichen Kap und im südlichen Namibia unternahmen. 1793 überfielen die Orlam Afrikaner die Siedlung #Nu#gaes, das spätere Keetmanshoop in Süd-Namibia.

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Landkarte des südlichen Afrikas (1790-1830). Sie zeigt die Expansion der südafrikansichen Kap-Kolonie; die Grenzgebiete der Kap-Kolonie; und die sich ausbreitenden afrikanischen Gruppen, die versuchen, sich von den Europäern abzusetzen wie die Griqua und andere Orlam-Gemeinschaften.
Anne Westoby, Longman Namibia

Ob die Orlams zu dieser Zeit bereits planten, sich abzusetzen, um so ihre Freiheit von Pienaar und den südafrikanischen Kapbehörden zu gewinnen und die geheime Bergfestung ||Khauxa!nas zur Verteidigung ihres Unabhängigkeitswillens zu bauen, konnte bis jetzt nicht festgestellt werden. Fest steht, dass es zu dieser Zeit zu steigenden Widerstandsaktionen der Orlams gegen Pienaar und die europäischen Siedler kam, die in der Ermordung Pienaars durch Jager und Titus Afrikaner im Jahre 1796 kulminierte.

Danach setzte sich das Afrikanervolk nach Norden über den Oranje ab. Irgendwann in dieser Zeit, in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts, ist ||Khauxa!nas als geheimes Versteck gegen die befürchteten Polizeiaktionen der Kapbehörden gegründet worden. Ridsdale beschreibt die historischen Umstände, die er ja um 1840 herum noch aus direktem Zeugnis der Nama konstruieren konnte. Danach ist die Bergfestung nie durch "Burenkommandos vom Kap" angegriffen worden, da diese niemals weiter als bis Warmbad gekommen sind. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Orlam Afrikaner ||Khauxa!nas als Basis für ihre Überfälle auf europäische Farmer im Kap und auch auf die Missionsstation der "London Mission Society" in Warmbad im Jahre 1811 gebrauchten, um sich so für die Zerstörung ihrer Lebensgrundlage in der Kapkolonie zu rächen.

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||Khauxa!nas: Blick nach Osten
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

Im Jahre 1819 kam es durch Vermittlung des britischen Missionars Robert Moffat zu einer Art Friedensvertrag zwischen Jager Afrikaner und der Kapregierung unter ihrem Gouverneur Lord Charles Somerset. Zu diesem Zeitpunkt hatte ||Khauxa!nas wahrscheinlich bereits aufgehört, eine Schutzrolle zur Verteidigung der Unabhängigkeit der Orlams zu spielen. Jager Afrikaner starb 1823, und ein Teil der Orlam Afrikaner verließen unter Führung von Jonker Afrikaner den namibischen Süden und damit auch ||Khauxa!nas, um im Norden Namibias eine neue historische Rolle zu spielen. Nach einigen Zwischenstationen gründete Jonker um 1830 herum Windhoek, die spätere Hauptstadt Namibias, die als Nachfolgerin von ||Khauxa!nas anzusehen ist. Für ||Khauxa!nas begann in den 30iger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein neues Kapitel, als ein anderes namibisches Namavolk, die ||Hawoben oder Veldskoendragers (Feldschuhträger) dort zu siedeln begannen, die zu dieser Zeit in Narudas (Räuber Heinrichs Platz) am Ostrand der Großen Karasberge siedelten, ehe sie nach ||Khauxa!nas zogen.

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Räuber Heinrichs Platz (Narudas) oder Klip Fontein, südwestlich von ||Khauxa!nas, möglicherweise Marengos Fluchtburg während der Kriegsereignisse im Februar/März 1905 (Aufnahme im März 1988)
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Die Narudas-Ruinen: Blick nach Osten: Dieser Teil der Festung diente Abraham Morris als Verteidigungsstellung während der  Schlacht von Narudas im März 1905 (Aufnahme im März 2001)
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Die Narudas-Ruinen: Die Mauern nach Osten (Aufnahme im März 2001)
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Blick auf den höchsten Punkt des Narudas-Forts in einer südlichen Richtung (Aufnahme im März 2001)
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Die Narudas-Ruinen: Blick nach Südwesten in die Großen Karasberge (Aufnahme im März 2001)
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Die Narudas-Ruinen: Blick nach Westen in die Großen Karasberge (Aufnahme im März 1988)
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Die Narudas-Ruinen: Blick nach Norden auf den Narudasberg: April 2003
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks

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Zugangskletterei auf den Ruinenberg von Narudas von Norden: April 2003
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Blick von den Narudas- Ruinen nach Nordwesten in die Narudas- Schlucht: April 2003
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks

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Blick von den Narudas-Ruinen nach Süden auf den höchsten Punkt des Ruinenberges: April 2003
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks

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Blick von den Narudas-Ruinen nach Osten in Richtung ||Khauxa!nas: April 2003
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

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Der höchste Punkt der Narudas-Ruinen: April 2003
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Es ist nicht genau geklärt, ob ||Khauxa!nas nach 1820 immer noch die geheime Fluchtburg der namibischen Nama war. Einige wenige Wesleyanische Missionare kannten die Stadt aus eigenem Augenschein und haben darüber geschrieben. Ridsdale berichtete, dass in den 1840iger Jahren der ||Hawoben-Kapitän Hendrik Hendricks in ||Khauxa!nas residierte, und dass sich ein großer Teil der ||Hawoben am Fuße des Burgberges angesiedelt hätte. Ein anderer Methodisten-Missionar A.J. Bailie schilderte einen Aufstand der ||Hawoben gegen die Missionsbestrebungen der Wesleyaner. Ridsdale schrieb aber auch von dem Bau einer bemerkenswerten Kirche aus dieser Zeit, von Schulen und Ochsenwagenstraßen in schwierigem Gelände, die die ||Hawoben gebaut hätten.

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Ruine der ||Hawoben-Kirche in Schans Vlakte, westlich der ||Khauxa!nas Bergesfestung
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Wir wissen ferner, dass Hendrik im Jahre 1857 ein Verbündeter der Orlam Afrikaner geworden, und dass zu dieser Zeit ein Teil der ||Hawoben zu Jonker Afrikaner gezogen war. Dieser große Treck war sicher in erster Linie durch eine verheerende Trockenheit und den Ausbruch der Rinderpest um 1850 herum verursacht worden. Es ist anzunehmen, dass es um ||Khauxa!nas nach 1850 still geworden ist. Es ist aber aktenkundig, dass der Nachfolger von Hendrik Hendricks, Karl Hendrik den ||Hawoben-Distrikt Kora Orap zusammen mit ||Khauxa!nas an einen europäischen Farmer Alfred Fryer am 8. Juni 1886 verkauft hat. Zu dieser Zeit hat die koloniale Inbesitznahme Namibias durch das Deutsche Reich bereits de-jure, wenn auch noch nicht de-facto, begonnen. Von dieser Zeit an gibt es keinen direkten Hinweis mehr auf irgendwelche Funktionen, die ||Khauxa!nas noch gespielt haben könnte.

Im Jahre 1903 erschien der große militärische Führer der Namavölker Jakob Marengo, ein Bondelswart, auf der historischen Bühne Namibias. Es gibt eine Reihe von indirekten Beweisen, dass ||Khauxa!nas Marengos geheime Fluchtburg gewesen ist, von der er seine Feldzüge gegen das deutsche Kolonialreich in den Jahren 1903 bis 1907 unternommen hat. Im "Großen Generalstabswerk" der deutschen Schutztruppe kann man immer wieder lesen, dass Marengo die wilden, unzugänglichen Gebiete östlich der Großen Karasberge als seine militärische Basis gebraucht hätte, um von hier aus seine Überraschungsangriffe auf die deutschen Kolonialtruppen zu lancieren. Es wird in den deutschen Akten oft ein geheimes, befestigtes Lager westlich vom Schambockberg erwähnt.

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Auszug aus Marengos Tagebuch: siehe "Kactchanas" (||Khauxa!nas) oben auf der Seite

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Das Grab des Bondelswart-Gruppenführers, Jan Abraham Christian (Tôasib: |Nanseb Kaib #Naoxamab), in Warmbad (Alte Werft), der gegen die Deutschen (Walter Jobst) am 25.10.1903 gefallen ist und damit den Deutsch-Namibischen Krieg, 1903-1909, einleitete
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Reste des deutschen Forts in Warmbad, die 1913 als die gegenwärtige Polizeistation restauriert wurden: Das Fort diente als Hauptquartier für Leutnant Walter Jobst, der im Oktober 1903 während des Bondelswart-Aufstandes den Tod fand. Es wurde mehrere Male von Marengos Streitkräften in 1903 und 1904 vergeblich belagert
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Der Friedhof von Warmbad mit zahlreichen deutschen Kriegsgräbern des Namakrieges zwischen 1903 and 1909: Walter Jobst' Grab ist der große Grabstein im Hintergrund (1. Photo)
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Die Deutschen konnten überhaupt nicht begreifen, dass dieser "Nama- Räuberhauptmann Morenga", wie sie ihn nannten, ihnen eine Niederlage nach der anderen beibrachte und anschließend immer wieder spurlos verschwand. Die vernichtende Niederlage der Schutztruppeneinheit unter der Führung von Leutnant Baron Nicolai von Stempel am 30.August 1904 auf der Farm ||Khauxa!nas war das auslösende Moment für den Kampfeintritt Henrik Witboois von Gibeon, in den Großen Namakrieg, der bis 1909 dauern sollte. Dieser Krieg hat die Deutschen Hunderte von Millionen Goldmark gekostet, und auf seinem Höhepunkt kämpften Tausende deutscher Soldaten gegen eine paar hundert, armselig ausgerüstete Namibier unter der Führung Marengos, für den die Deutschen in ihren Akten immer wieder Töne des Lobes, auch gerade für seine humane Kriegsführung, fanden. Das humane Verhalten Marengos wurde allerdings von der deutschen Kolonialverwaltung nicht honoriert. Der Krieg resultierte in der Ausrottung eines großen Teiles des Namavolkes und ihrer totalen Enteignung.

Die deutschen militärischen Führer reagierten heftig auf den unüblichen, genialen Guerilla-Kriegstil Marengos, dass sie in ihrer Verwirrung, da es ihnen niemals gelang diesen aufzuspüren und zu stellen, an Spionage des Farmers Alfred Fryer glaubten. Um auf Fryer Druck auszuüben, verurteilten sie seine drei jugendlichen Söhne, den jüngsten nur 16 Jahre alt, zum Tode wegen "Spionage für Morenga" und ließen sie am 29 September 1904 hinrichten.

Es wurde zwar vermutet, dass es irgendwo in der Gegend der Farm von Fryer, ||Khauxa!nas, das befestigte Lager von Marengo geben müßte. ||Khauxa!nas selbst aber ist offensichtlich nie gefunden worden und ist auch nirgendwo in den deutschen Kriegsakten erwähnt. Marengo gebrauchte seine Geheimbasis vermutlich noch bis in das Jahr 1906 hinein, ehe er seine Kampfaktivitäten weiter nach Süden und Osten hin verlagerte. Nach Mai 1905 gibt es jedoch keinen Hinweis mehr darauf, dass ||Khauxa!nas noch irgendeine Rolle im Namakrieg gespielt hätte.

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||Khauxa!nas: Rechteckiges Gebäude: vermutlich Marengos Haus: 1992
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"Haus von Jakob Marengo": Möglicher Ort der 1905 Friedensunterhandlungen: 1992
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Marengos Haus: Mündliche Überlieferung erzählt, dass die Felsplatte zur Linken als Tisch diente: 1993
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Das rechteckige Gebäude in ||Khauxa!nas: "Marengos Haus": April 2003
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Das rechteckige Gebäude in ||Khauxa!nas: "Marengos Haus": Januar 2004
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Warmfontein: Grab der Mutter von Johannes Louw, Ratgeber von Jakob Marengo: Karas Region: April 2003
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Warmfontein: Grab von Johannes Louw, Ratgeber von Jakob Marengo: Interessant ist die Tatsache, dass das Grab von Unbekannten "vandalisiert" wurde: Karas Region: April 2003
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Warmfontein: In direkter Nachbarschaft zu Johannes Louws Grab befinden sich einige unbekannte Nama-Gräber: eines könnte das seiner Nama-Ehefrau sein
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Die Großen Karas-Berge von Aob (Gaitsanes) her gesehen
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Deutscher Gedenkstein: Schlacht von Aob zwischen Jakob Marengo und Hauptmann Kirchner: 10.03.1905
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Der deutsche Kriegsfriedhof von Narudas, der an die verschiedenen Schlachten und Gefechte zwischen der Schutztruppe und Jakob Marengo im Jahre 1905 erinnert
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Am 21. Juni 1906 wird Gabis, westlich von Warmbad, von dem !Gami-#nun-Gruppenführer Johannes Christian angefallen
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Präkoloniale Nama-Ruinen: Auf dem Kamm der Großen Karas Berge: Blick nach Süden: Garies: Mögliche geheime Fluchtburg Jakob Marengos: April 2003 
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Aber die "Geschichte von ||Khauxa!nas" hatte noch ein indirektes Nachspiel. Jakob Marengo setzte seinen aussichtslosen Krieg gegen die drückende deutsche Überlegenheit fort, aber es waren ironischerweise die südafrikanischen Verbündeten der deutschen Kolonialmacht, die Marengos Kampf für die Freiheit seines Volkes und sein Leben am 20. September 1907 in Eenzamheed in der südafrikanischen Kapkolonie beendeten.

Einer der engen Freunde Marengos, Abraham Morris, flüchtete nach Südafrika, ehe er nach dem 1. Weltkrieg in das inzwischen südafrikanisch gewordene Namibia zurückkehrte. Morris wurde einer der Führer in dem Aufstand der Bondelswarts im Jahre 1922, nunmehr gegen die südafrikanische Kolonialmacht. Der Aufstand wurde mit der technischen Überlegenheit der Südafrikaner schnell niedergeworfen und Morris zusammen mit etwa 100 anderen Bondelswarts, Männer, Frauen und Kinder, getötet. Der letzte Führer der ||Hawoben, der noch eine historische Verbindung zu ||Khauxa!nas gehabt hatte, Jan Hendrik, wurde im Zusammenhang mit dem Bondelswartsaufstand verurteilt und starb 1924 im Gefängnis von Windhoek. Zu dieser Zeit war ||Khauxa!nas bereits in das große Vergessen der Geschichte eingegangen. Die Ereignisse von 1922 jedoch spielten ihre indirekte Rolle in der Geschichte der ältesten Stadt des Landes als ein weiterer Meilenstein in dem langen Kampf um die Freiheit für Namibia, der endlich am 21 März 1990 mit der Unabhängigkeit endete.

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Die 83 Jährige Anna Veldskoen, Enkeltochter von Abraham Morris, die heute (2001) in Gabis lebt
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Timotheus Morris (geboren am 06.05.1952), Enkel von Abraham Morris, der im Jahre 1922 während des Bondelswart-Aufstandes gegen die Südafrikaner gefallen ist
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Abraham Morris und seine schlecht bewaffneten !Gami-#nun werden von den Südafrikanern mit ihren Kriegsflugzeugen in der Schlacht von Guruchas (|Guruxas) bei !Haib (in den Hügeln im Hintergrund) geschlagen. Morris kämpft sein letztes Gefecht in Bergkamer nahe Uhabis, wo er fällt
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OFFENE FRAGEN

Die historischen Quellen zu ||Khauxa!nas sind wohl ausgeschöpft. Trotzdem bleiben viele Fragen offen, die im Grunde erst durch archäologische Forschungen zu beantworten sind. Zu welchem Zeitpunkt ist die mehr als einen Kilometer lange Schutzmauer, die, stellenweise mehrere Meter hoch, in einem unregelmäßigen Bogen das ganze Bergesplateau umläuft, gebaut worden? Waren die Orlam-Afrikaner die Erbauer oder waren es frühere Nama-Gemeinschaften? Die Umfassungsmauer umschließt ein mit Trümmern übersätes Areal von mehreren Quadratkilometern. Wir finden hier Mauerreste und Fundamente von Häusern, ein vermutliches  zeremonielles Gebäude und Viehkrale. Viele Mauern sind durch Erosion, durch menschlichen Eingriff und durch die hier lebenden Wildtiere eingestürzt. Besonders die hier zahlreich vorkommenden Pavian schaden den Ruinen sehr, da sie bei der Suche nach den von ihnen als Delikatesse geschätzten Skorpionen viele Felsplatten herunterwerfen. Ungeklärt ist auch die Frage der Dachkonstruktionen in den Bauten der Ruine ||Khauxa!nas. Auch bleibt zu untersuchen, ob die Stelen am Fuße des Festungsberges Grabdenkmäler für gefallene Krieger sind oder ob es eine andere Bewandtnis mit ihnen hat. Trotz der vorhanden historischen Primärquellen sollte der Versuch unternommen werden, die Präsenz Jakob Marengos in ||Khauxa!nas auch archäologisch zu untermauern.

Das Forschungsprojekt "||Khauxa!nas" sollte mehr als ein Vermessungs- und Grabungsunternehmen sein. Es sollte die große Linie von der kulturellen Entwicklung von der  frühen Jäger- und Sammlergesellschaft in Namibia bis zur Sesshaftigkeit in einer planvoll angelegten Siedlung untersuchen. Es sollten auch die Handelsströme in der südwestlichen Kalahari und die infrastrukturellen Entwicklungen unter ariden Bedingungen erforscht werden. In diesem größeren Themenkreis integriert werden müssen auch bisher kaum bekannte und erforschte Felsbilder in der Umgebung von ||Khauxa!nas. Darüber hinaus könnte der große historische Bogen von ||Khauxa!nas zu den Zimbabwe-Ruinen geschlagen werden, und es sollte an die bisherigen Ergebnisse archäologischer Unternehmungen in Nord-Namibia angeknüpft werden, um die Querverbindungen von steinzeitlichen Stationen bis hin zu den Siedlungen der Eisenzeit zwischen Namibia und Südafrika sowie Zimbabwe zu bestimmen.

Neu-Entdeckung vorkolonialer Ruinen auf den Großen Karasbergen: April 2003

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Auf schwierigen Gebirgspfaden auf der Suche nach neuen vorkolonialen Ruinen in den Großen Karasbergen: Von Narudas über Witkrans und Garies nach Sandmund: Karas-Region: April 2003
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Vorkoloniale Ruinen in den Großen Karasbergen: Farm Garies: Möglicher Beobachtngsposten über eine Wasserstelle: Im Hintergrund: Garies-Berg mit zahlreichen Ruinen: Karas-Region: April 2003
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Vorkoloniale Ruinen in den Großen Karasbergen: Farm Garies: Möglicher Beobachtngsposten über eine Wasserstelle: Karas-Region: April 2003
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Vorkoloniale Ruinen in den Großen Karasbergen: Farm Sandmund: Im Hintergrund die Narudas-Pforte: Karas-Region: April 2003
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Vorkoloniale Ruinen in den Großen Karasbergen: Farm Sandmund: Blick nach Süden: Karas-Region: April 2003
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Kürzlich entdeckte präkoloniale Nama-Ruinen: Auf dem Kamm der Grossen Karas Berge: Blick nach Süden: Garies: Mögliche geheime Fluchtburg Jakob Marengos: entdeckt im April 2003 
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Kürzlich entdeckte präkoloniale Nama-Ruinen: Auf dem Kamm der Grossen Karas Berge: Blick nach Südosten: Mit der Narudas-Pforte im Hintergrund: April 2003 
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Kürzlich entdeckte präkoloniale Nama-Ruinen: Auf dem Kamm der Grossen Karas Berge: Blick nach Westen: Mit dem Lord Hill (Schroffenstein), dem höchsten Berg der Grossen Karas Berge: April 2003 
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Endnoten:

[1] ||, |, #, ! sind die Symbole für die Schnalzlaute der namibischen Khoisan (Nama) Sprachen
[2] Dierks, Klaus: Namibian Roads in History, From the 13th Century till Today, Frankfurt, 1992
[3] Dierks, Klaus: ||Khauxa!nas-Schans Vlakte: Oldest Urban Settlement in Namibia?, Windhoek, 1987; Dierks, Klaus: Schans Vlakte - Die älteste städtische Anlage in Namibia - Symbol des Unabhängigkeitswillens, Bonn, 1988;
Dierks, Klaus: ||Khauxa!nas - The Great Namibian Settlement, Windhoek, 1992 and Dierks, Klaus: Growing to Nationhood - ||Khauxa!nas, Windhoek, 1992
[4] Ridsdale, Benjamin: Scenes and Adventures in Great Namaqualand, London, 1883
[5] Schans Vlakte ist Übersetzung des ursprünglichen Namanamens ||Khauxa!nas. Die Vorsilbe "||Khau" heißt passive Verteidigung im Sinne von Schutzschildern oder Schanzen.
[6] Budack, K.F.R.: Ein Beitrag zur Geschichte der Gai-||khaun (Rote Nation), Windhoek, Afrikanischer Heimatkalender, 1970, p. 49

[englishflag.gif (1210 bytes): Vollständige Dokumentation über ||Khauxa!nas ]