4. DIE KOLONIALE ZEIT: DIE DEUTSCHE HERRSCHAFT

4.3 DER AKTIVE WIDERSTANDSKAMPF ERREICHT SEINEN HÖHEPUNKT: 1904-1906

1904 Während der Amtszeit von Theodor Leutwein wurden sechs "Weiße" von "Schwarzen" ermordet. Es ergingen 15 Todesurteile. Fünf "Schwarze" wurden von "Weißen" ermordet. Die Mörder kamen mit Gefängnisstrafen von zwischen drei Monaten bis zu fünfeinhalb Jahren davon.
Der erste mit Benzin angetriebene Lastwagen kommt per Schiff an.
Conrad Rust (Farm Monte Christo) gründet die Zeitung: Windhuker Nachrichten, die aus den im Juni 1903 gegründeten Nachrichten des Bezirksvereins Windhuk hervorgehen.
Das Gebäude des Hauptpostamtes in Windhoek (Windhuk) wird fertiggestellt.
Richard Rathke erforscht den Caprivizipfel in seiner ganzen Länge.
König Ueyulu ya Hedimbi aus dem Uukwanyamagebiet stirbt. Sein Nachfolger ist König Nande (1904-1911).
In Angola greifen die Portugiesen weitere Positionen der Krieger aus dem Ombandjagebiet südlich des Kunene an. Es kommt zu verschiedenen Gefechten  in Omwandiwoshivandje, Ouhekeweenghenghe, Omakhungu und Evelo la Pembe. Im Jahre 1904 schließt der Ombandja-König Shihetekela Hiudulu eine Koalition mit verschiedenen Ovambo-Gemeinschaften (Uukwambi, Ombalantu, Uukwaluudhi und Ongandjera) gegen die Portugiesen. Es kommt zu einer Reihe von Schlachten zwischen der Ombandja-Ovambo-Koalition und den Portugiesen: Onhundayevala (1904), Eloveya la Nanghanga, Omufilu, Omukoyimo, Omufitu uaNdeiteja, Oda yanangeda und Onangovo (1907). Nachdem die Portugiesen alle Stellungen der Ombandja-Ovambo-Koalition überrannt hatten, zieht sich König Shihetekela in das Uukwanyamagebiet, nach Onangodji bei Ombuba yomanyoshe, zurück, um seinen Widerstand gegen die Portugiesen neu zu organisieren. Da sein Verhältnis mit dem Uukwanyama-König Ueyulu ya Hedimbi und seinem Nachfolger, König Nande, nicht das beste ist, muss er warten, bis König Mandume ya Ndemufayo die Bühne der Geschichte betritt.
Die Römisch-Katholische Kirche kauft das Anwesen Döbra bei Windhoek.
Der Rheinische Missionar Wilhelm Eich wird bis 1910 der Chef der Herero-Mission, und wieder zwischen 1919 und 1925.
Der Kaufmann Richard Rothe aus Outjo besucht den Caprivizipfel, um dort das örtliche Bergbau- und Handelspotential zu untersuchen. Er besucht dabei Mamili vom Fwegebiet in Sangwali und Linyanti (Neu-Linyanti) am Chobe.
Die Manganerzvorkommen von Otjosondu werden entdeckt. Allerdings wird kein Mangan vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges gefördert.
Es gibt 54 Wetterstationen im Schutzgebiet.
11.01. Samuel Maharero gibt allen Ovahereroführern den Befehl, die Waffen gegen die Deutschen zu erheben: "Ich bin der Oberhäuptling Samuel Maharero. Ich habe ein Gesetz erlassen und ein rechtes Wort, und bestimme es für alle meine Leute, dass sie nicht weiter ihre Hände legen an folgende: Bastards, Bergdamara, Namas, Buren. An diese alle legen wir unsere Hände nicht. Ich habe einen Eid dazu getan, dass diese Sache nicht offenbar werde, auch nicht den Missionaren." Der Ovahereroführer Daniel Kariko hat später bestätigt, dass auf der Ovaherero Seite der Wille bestand, Frauen, Kinder und Missionare zu schonen: "Auf unseren geheimem Zusammenkünften beschlossen unsere Häuptlinge, das Leben aller deutschen Frauen und Kinder zu schonen. Auch die Missionare sollten verschont werden." Es gibt allerdings historische Zweifel an dem Datum des Briefes, da das Datum später von deutschen Missionaren eingefügt wurde. Es ist durchaus möglich, dass der Brief erst später verfasst wurde (um den 20.01, herum).
Samuel Maharero versucht, die Baster unter Hermanus van Wyk und die Nama unter Hendrik Witbooi in den Kampf einzubeziehen. Er schreibt zwei Briefe an Witbooi, die diesen jedoch nicht erreichen. Van Wyk ist nicht gewillt, Samuel Maharero zu unterstützen, und er übergibt die an Hendrik Witbooi adressierten Briefe den Deutschen. Maharero schreibt an van Wyk: "Weiter will ich Dich, Kapitän, benachrichtigen, dass mein Wunsch der ist, dass wir schwachen Nationen aufstehen gegen die Deutschen, lass sie uns lieber aufreiben ... . Alles andere wird uns nicht helfen". Im ersten Brief an Witbooi schreibt Maharero: "Ich mache Dir bekannt, dass die Weißen ihren Frieden mit mir gebrochen haben ... und wir sollen für unseren Teil in unserer Schwachheit tun, was wir können ...". In dem zweiten Brief an Witbooi schreibt Maharero: "Lass uns lieber zusammen sterben und nicht sterben durch Misshandlung, Gefängnis oder auf allerlei andere Weise. Weiter mache es allen Kapitänen da unten bekannt, dass sie aufstehen und arbeiten ...". Auch diese drei Briefe sind erst nach dem Ausbruch des Krieges geschrieben worden. Diese Briefe können also nicht als Beweis für irgendwelche Kriegspläne auf Seiten der Ovaherero herangezogen werden.
Es gibt aber auch nach wie vor eine Reihe von Ovaherero, die auf der deutschen Seite kämpfen. Sie sind bei der Schutztruppe als Wagentreiber, Arbeiter, Hirten, Bambusen (Diener) oder selbst im aktiven Dienst mit der Waffe beschäftigt. Viele der Ovaherero setzten dieses Verhältnis selbst nach Ausbruch des Krieges fort und fallen auf der deutschen Seite.
Gustav Duft versucht vergeblich mit Samuel Maharero in Okahandja zu unterhandeln. Maharero weilt zu dieser Zeit mit Assa Riarua in Osona. Der Ovahereroführer Ouandja stimmt zwar zu, mit ihm zu sprechen, aber offensichtlich nur, um Zeit zu gewinnen.
Die Gobabis-Daman unterstützen die Ovaherero in ihrem Kampf.
12.01. Nach den ersten Schüssen, die in Okahandja gefeuert werden (wobei es nie geklärt wurde, wer die ersten Schüsse abgeben hat, die Deutschen oder die Ovaherero, Missionar Diehl berichtet, dass nur die Deutschen auf sein Haus geschossen hätten, nicht die Ovaherero), erheben sich die Ovaherero überall im Hereroland.
123 Deutsche werden in den ersten Tagen des Aufstandes getötet (unter ihnen sind 13 aktive Soldaten, sieben Buren und fünf Frauen). Handelsgüter und Rinder werden geraubt, Ingenieursbauwerke wie Eisenbahnen und Brücken, Gebäude und Besitztümer werden zerstört, hauptsächlich im Dreieck zwischen Okahandja, Karibib und Omaruru.
Die Gründe für den Aufstand sind die folgenden: Der zunehmende Landverlust für die Ovaherero durch deutsche Siedler, die deutsche Politik über "Eingeborenenreservate", der Wucher von europäischen Händlern, zunehmende Verschuldung, Fälle von nicht geahndeten Vergewaltigungen von Ovahererofrauen, Alkoholverkauf, zunehmende Misshandlungen von Ovaherero, der Bau der Otavi Eisenbahnlinie durch die O.M.E.G., Morddrohungen gegen Samuel Maharero (durch Distriktschef Zürn. Missionar Carl Wandres berichtet über Gustav Dufts Aussage: "Wenn Zürn nicht in Okahandja gewesen wäre, dann hätten sich die Dinge völlig anders entwickelt") und das kriegsauslösende Verhalten von Zürn. Zürn droht deswegen später ein Verfahren vor einem deutschen Kriegsgericht, das dann aber durch den Fortgang des Krieges nicht mehr zur Ausführung kommt. Ein weiterer Grund ist die Abwesenheit Mahareros, Assa Riaruas und Leutweins von Okahandja.
Auch die wilden Gerüchte auf Seiten der Siedler und der Schutztruppe tragen zum Ausbruch bei, obwohl es Anfang Januar an vielen Orten keine Anzeichen für einen drohenden Aufstand der Ovaherero gibt. So berichtet am 06.01. Kurt Streitwolf nach einem Treffen mit Traugott Tjetjo in Gobabis, dass er keine Kriegsanzeichen bemerkt hätte. Auch am Waterberg reagieren Sergeant G. Rademacher und Missionar Wilhelm Eich auf beunruhigende Berichte von Else Sonnenberg, deren Mann, Händler Gustav Sonnenberg, mit Gruppenführer David Kambazembi über die wachsende Verschuldung der Ovaherero gesprochen hätte. Rademacher und Eich können auch nichts Außergewöhnliches feststellen, außer das Kambazembi Vorbereitungen träfe, Gruppenführer Ouandja in Otjikururume zu besuchen.
Ursprünglich werden die Deutschen von Hendrik Witbooi unterstützt. Später, im Oktober 1904, wendet sich Hendrik Witbooi gegen die Deutschen. Er wird dabei beeinflusst durch die rücksichtslose Ausrottungspolitik der Deutschen gegenüber den Ovaherero, aber auch gegenüber anderen namibischen Gemeinschaften, besonders nach der Schlacht am Waterberg im August des Jahres.
Leutwein stellt später fest, dass der Aufstand als eine völlige Überraschung für die meisten Siedler, aber auch für die Missionare kam. Anfänglich treffen Truppenverstärkungen aus Deutschland nur langsam ein. Am Ende stehen 14 000 deutsche Soldaten im Schutzgebiet, von denen 1 500 fallen. Der Krieg kostet den deutschen Steuerzahler 585 Millionen Goldmark. Auf der Ovahereroseite wird der Krieg durch unorganisierte und unkoordinierte Kriegshandlungen charakterisiert. Der Aufstand bricht zu verschiedenen Zeiten aus: Okahandja: 12.01.; Omaruru: 17.01. and Otjimbingwe: 23.01.
Neue Forschungen beweisen, dass die Ovaherero weder den Krieg vorausgesehen, noch geplant haben. Sie haben in den ersten Wochen nicht ihre anfängliche militärische Überlegenheit ausgenützt, sondern sich aus dem zentralen SWA zurückgezogen, um Verhandlungen vorzubereiten (zum Beispiel mit dem zur Zeit abwesenden Theodor Leutwein). Unglücklicherweise haben die Deutsche solche Verhandlungen niemals zugelassen.
Gustav Duft und der Beamte Maass versuchen wieder, mit den Ovaherero zu verhandeln, werden aber gewarnt, im Okahandja Fort zu bleiben. Erst nach dieser Warnung bricht der Aufstand in Okahandja los.

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Schutztruppen-Soldaten auf dem Kaiser-Wilhelm-Berg: Okahandja: Januar 1904: Otjozondjupa-Region
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Deutsche Kriegsgräber auf dem Rheinischen Missionsfriedhof in Okahandja: Otjozondjupa Region: August 2003
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Deutsche Kriegsgräber auf dem Friedhof in Gross Barmen: Zwischen dem 12.01.1904 und März 1904: Otjozondjupa Region: Oktober 2004
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Deutsche Kriegsgräber auf der Farm Klein Barmen: 12.01.1904: Otjozondjupa Region: Photo im Oktober 2004 gemacht
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12./13.01.

Deutsche Truppen unter dem Befehl von Leutnant Boysen und Leutnant Voigts versuchen von Windhoek aus, über die Eisenbahn das belagerte Okahandja zu erreichen, werden aber von den Ovaherero zurückgetrieben. Boysen und sechs andere deutsche Soldaten fallen bei dem Versuch. Ein Panzerzug unter dem Befehl von Leutnant Theodor Kurt Hartwig von Zülow verlässt Swakopmund, um den Belagerungsring um Okahandja zu öffnen. Die Bahnstation Waldau wird am 13.01. erreicht.
14.01. Die Postämter Waldau und Waterberg werden zerstört. Gewalt bricht auch in Omarasa, nördlich vom Waterberg, aus. Die Militärstation Waterberg wird von den Ovaherero erobert.
Samuel Maharero erlaubt Missionar Wilhelm Eich mit einer kleinen Gruppe deutscher Frauen und Kinder freien Abzug vom Waterberg nach Okahandja, wo sie am 09.04. eintreffen. Ovahereroführer wie Michael Tyiseseta, Ouandja, Assa Riarua und David Kambazembi stimmen dem Abzug zu.

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Die restaurierte deutsche Polizeistation, die während des Ovaherero-Widerstandskrieges gegen die deutsche Kolonialmacht im Januar 1904 zerstört wurde: Waterberg: Otjozondjupa Region
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Der deutsche Kriegs-Friedhof, der an die Ereignisse des Ovaherero-Widerstandskrieges zwischen Januar and November 1904 erinnert: Waterberg: Otjozondjupa Region
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Deutsche Kriegsgräber, die den Beginn des Großen Widerstandskrieges 1904 Januar 1904 am Waterberg widerspiegeln: Otjozondjupa Region
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Deutsche Gedenkplakette für gefallene Ovaherero-Soldaten auf dem Waterberg-Friedhof: Otjozondjupa Region
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15.01. Kurt Streitwolf wird in ein Gefecht in Oparakane verwickelt.
Von Zülow erreicht, nachdem die teilweise zerstörte Bahnlinie zwischen Waldau und Okahandja wieder notdürftig instand gesetzt wurde, mit seinem Panzerzug Okahandja.
Franke, der von Gibeon kommt, bricht nach Windhoek durch, das er in nur viereinhalb Tagen (380 km Entfernung) erreicht, um die belagerten Ortschaften Okahandja (27.01.) und Omaruru (04.02.) freizukämpfen.
16.01. Gobabis wird belagert.
Eine deutsche Kompagnie aus Outjo gerät in einen Hinterhalt in Okanjande, nahe dem heutigen Otjiwarongo.
17.01. Die Ovaherero aus Omaruru unter ihrem Führer Michael Tyiseseta nehmen den Kampf auf.
18.01. Das deutsche Kriegsschiff Habicht landet in Swakopmund mit frischen deutschen Truppen, die sogleich ins Landesinnere unter Befehl von Leutnant Hans Gygas aufbrechen.
Die Ovaherero unter dem Befehl ihres Führers Batona erleiden eine Niederlage in dem Gefecht von Uitkomst nahe Grootfontein.

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Grab eines deutschen Soldaten auf dem deutschen Friedhof in Grootfontein, Otjozondjupa-Region

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Die Ovaherero besetzen die Militärstation Otjituuo.

19.01.
Die Militärstation Otavi wird von aus Grootfontein kommenden deutschen Truppen zurückerobert.
Von Zülow versucht von Okahandja aus, nach Windhoek durchzubrechen. Er kommt aber nur bis nach Osona, wo er in ein Gefecht mit den Ovaherero verwickelt wird.
20.01. Eine Instandsetzungstruppe beginnt mit der Wiederherstellung der teilweise zerstörten Staatsbahn zwischen Waldau und Karibib.
Erste Ovaherero-Kriegsgefangene (einschließlich aller in Swakopmund lebender Ovaherero) werden in Swakopmund auf das Schiff Eduard Bohlen verbracht. Nicht wissend, was man mit den Gefangenen machen sollte, entscheiden die deutschen Behörden, die Gefangenen als Zwangsarbeiter den südafrikanischen Minen am Witwatersrand zu übergeben.
21.01. Die Deutschen rücken unter dem Befehl von Leutnant Alfred Maul bis zur Farm Hoffnung, östlich von Windhoek, vor.
22.01. Deutsche Truppen unter Befehl von Leutnant von Niewitecki befreien die belagerten Militärstationen Seeis, Hohewarte und Hatsamas.
Franke schlägt die Ovaherero in der Schlacht von Teufelsbach nördlich von Windhoek.
23.01. Die Ovaherero von Otjimbingwe unter ihrem Führer Zacharias Zeraua beginnen den Kampf.
Samuel Maharero versucht vergeblich, die Ovambo in den Aufstand einzubeziehen. Der finnische Missionar Albin Savola berichtet, dass ein Ovahereroabgesandter den König Kambonde kaMpingana aus dem Ondongagebiet um Unterstützung ersucht. Die finnischen Missionare überzeugen jedoch die Owambo mit Erfolg, neutral zu bleiben. Die einzige Ausnahme ist König Nehales Angriff auf Namutoni (28.01.).
27.01.

Im Friedensvertrag von Kalkfontein schließt Leutwein Frieden mit den Bondelswarts, um einen Zweifrontenkrieg im Norden und Süden zu vermeiden. Von Fiedler überwacht die Bestimmungen des Friedensvertrages. Von Heydebreck hat die gleiche Aufgabe im Gebiet der Großen Karasberge. Die Bondelswarts müssen ihre Waffen aushändigen.
Danach marschiert von Heydebreck nach Norden und entwaffnet die Kai||khaun unter Manasse !Noreseb aus Hoachanas, die Absicht hatten, den Ovaherero in ihrem Widerstandskrieg zu helfen. Die Deutschen errichten daraufhin eine starke Garnison in Hoachanas. Später schließen sich die Kai||khaun dem Krieg Hendrik Witboois gegen die Deutschen an. Nach der Niederlage teilen sie das Schicksal vieler namibischer Gemeinschaften: ihre Gruppenstrukturen werden zerstört und ihr gesamtes kommunales Land und ihr Vieh werden konfisziert. Hoachanas hört auf, als Gemeinschaftszentrum der Nama zu existieren.
28.01.


500 Owambo-Soldaten unter König Nehale vom Ondongagebiet greifen das Fort Namutoni an. Die sieben deutschen Verteidiger unter dem Befehl von Feldwebel Großmann, fliehen im Schutze der Nacht über Nagusib nach Tsumeb. Unterwegs werden sie von einer Patrouille aufgenommen, die Oberleutnant Volkmann von Grootfontein ausgesandt hatte. Das Fort Namutoni wird von Nehales Soldaten zerstört.

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Fort Namutoni in der Etoscha-Pfanne: Oshikoto-Region
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Gedenktafel: Gefecht von Namutoni in der Etoscha-Pfanne: 28.01.1904
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Franke rückt weiter auf Otjosazu vor. Eine Schlacht entbrennt an den Hängen des Kaiser Wilhelm Berges in Okahandja, wo die Ovaherero aus ihrer Bergfestung vertrieben werden.
Nach der Schlacht am Kaiser Wilhelm Berg rückt Franke weiter nach Karibib und Omaruru vor.

04.02. Omaruru wird nach einem schweren Gefecht zwischen Franke und den Ovaherero freigekämpft.

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Der "Franke-Turm" in Omaruru, der an die Schlacht von Omaruru zwischen Deutschen und Ovaherero erinnert, 17.01. - 04.02.1904, Erongo-Region
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07.02. Von Winklers Einheit verlässt Windhoek in östlicher Richtung. Er folgt dabei der südlichen Route über Kaukurus und Gobabis.
09.02. Ein deutsches See-Bataillon unter dem Befehl von Major Georg von Glasenapp landet in Swakopmund.
11.02. Leutwein reist vom Süden des Schutzgebietes zunächst nach Port Nolloth in Südafrika und von dort mit dem Dampfer Ernst Woermann nach Swakopmund. Bei seiner Ankunft teilt er mit, dass "wenn ich jetzt nach Okahandja ginge, würde ich Samuel rufen ... und der Aufstand wäre zu Ende".
Jedoch, er teilt die deutschen Truppen in vier Abteilungen ein: Eine westliche Abteilung unter von Estorff, der über Omaruru vorzurücken hat; eine Hauptabteilung unter Leutwein, die Samuel Maharero, der sich wahrscheinlich mit seinen Truppen in Otjosonjati (Königs-Albertshöhe) im oberen Swakoptal aufhält, anfallen soll; Major von Glasenapps östliche Abteilung, die Tjetjos Truppen anzugreifen hat und Leutnant Gygas’ Abteilung, die die Otjimbingwe-Ovaherero vertreiben soll.
Mitte Februar

Leutwein schickt einen Brief an Samuel, um dadurch seinen Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Leutwein wird dafür von der deutschen Regierung schwer gerügt, da dieser Brief als ein Verhandlungsangebot ausgelegt werden könnte. Der Brief erreicht nach einiger Irrfahrt die Ovaherero, die sich in der Gegend von Otjosazu, Ongandjira und Otjosonjati aufhalten. Der Rheinische Missionar Kuhlmann schafft es, Samuel Maharero in Otjosonjati zu treffen, wobei dieser bei Kuhlmann den Eindruck weckt, dass er den Krieg beenden möchte.
14.02. Im Osten des Schutzgebietes folgen die Abteilung von Glasenapp, die Windhoek am 17.02. verlässt, und die Abteilung von Fischel, die Windhoek am 14.02. verlässt, verschiedenen Routen. Von Glasenapp und von Fischel rücken von Kapps Farm über Okaseva in Richtung Kehoro und später nach Kanduwe vor.
15.02. Die Deutschen unter von Fischels Befehl werden in der Schlacht von Seeis geschlagen.
16.02. Hans Gygas besiegt die Otjimbingwe-Ovaherero unter Zeraua in der Schlacht von Lievenberg.
19.02. Die Schlacht von Groß-Barmen wird von den Deutschen gewonnen. Nach einem weiteren Gefecht bei Klein-Barmen kann das Gebiet südwestlich von Okahandja erobert werden.
20.02. Franke rückt von Omaruru aus in Richtung Outjo vor, um die dortigen Ovaherero zu schlagen.
23.02. Leutwein warnt vor einer Ausrottungspolitik den Ovaherero gegenüber.
24.02. Von Glasenapp trifft von Winkler in Groß-Owikango. Kehoro wird daraufhin von den Ovaherero aufgegeben.
25.02. Franke besiegt die Omaruru-Ovaherero in Otjihinamaparero.
06.03. Samuel Maharero beantwortet detailliert Leutweins Brief (Brief aus dem Ovaherero-Lager Otjosonjati). Kuhlmanns Information zeigt dem deutschen Hauptquartier genau den Aufenthaltsort Samuel Mahareros im oberen Swakoptal westlich der Onjatiberge. Über den Ausbruch des Krieges schreibt Maharero folgendes: "Bei Sonnenaufgang [11.01.] schickte er [Zürn] Soldaten zum Fort [Okahandja] ... und bestellte mich zu sich, wenn ich aber gekommen wäre, hätte er mich erschossen. Weil ich das eingesehen habe, bin ich geflohen. Dann schickte Leutnant Zürn Soldaten, die mir folgen und mich erschießen sollten. Dies brachte mich in Wut und ich gab Auftrag die Weißen zu töten [Adolf und Henriette Dickmann, geb. Nierhoff, und den Siedler August Kuntze], die uns geschadet hatten, weil mein Tod befohlen war. Das habe ich von einem weißen Mann namens M. von Michaelis gehört. So begann der Krieg. Er wurde durch die Händler und von Zürn begonnen. Dieser Krieg ist nicht der meinige. Befrage die Händler und Leutnant Zürn nach ihrem Krieg und wenn sie Ihnen geantwortet haben, können wir verhandeln. Der gegenwärtige Krieg ist der von Zürn [Otjiherero: Nambano ovita ovia Zürn].
11.03.



Leutwein berichtet, dass sich Mahareros Truppen in einer Linie von Otjosazu über Okatumba am Swakop nach Katjapia gruppiert hätten (ca. 1 000 Gewehre). Weiterhin berichtet er, dass Gruppenführer Michael Tyiseseta von den Etjobergen in eine östliche Richtung gezogen wäre (ca. 500 Gewehre), dass die Tjetjo-Gemeinschaft sich von Kehoro am Schwarzen Nossob in Richtung auf die Onjatiberge zurückgezogen hätte (ca. 1 000 Gewehre), während in der Umgebung von Otjimbingwe, am Sney Rivier, auf Lievenberg und in Oruware am Swakop sich weitere Ovaherero-Verbände unter dem Befehl von Zeraua aufhielten (ca. 1 000 Gewehre).
12.03.
Von Glasenapps Abteilung rückt am Omuramba Epukiro über Kanduwe und von Winklers Abteilung am Schwarzen Nossob nach Onjatu vor, wo die Deutschen versuchen, die Ovaherero-Verbände unter dem Befehl von Tjetjo zu stellen.
13.03. In der Schlacht von Owikokorero zwischen von Glasenapp und den Ovaherero unter Tjetjo erleiden die Deutschen schwere Verluste (Fast 70% Verluste: von 11 Offizieren fallen sieben und drei sind verwundet, von 38 Reitern fallen 19 und drei sind verwundet). Auch Hugo von Francois und  Otto Eggers sind unter den Gefallenen.
16.03. Im Gefecht von Erindi-Okaserandu werden die Deutschen unter dem Befehl von Leutnant Paul Leutwein von den Ovaherero überrascht.
17.03.

August Bebel verurteilt im Namen der Sozial Demokratischen Partei Deutschlands (SPD) den Unterdrückungskrieg gegen die Ovaherero im Reichstag. Er fordert die sofortige Beendigung des Krieges und weigert sich, Finanzmittel für die Weiterführung des Krieges zur Verfügung zu stellen. Er nennt den Widerstand der Ovaherero einen "gerechtfertigten Befreiungskrieg".
28./29.03. Zeraua verlässt die Umgebung von Oruware und entweicht über Teufelsbach in das Gebiet des oberen Swakoptales.
30.03. Zeraua vereinigt seine Kräfte mit denen der Otjimbingwe- und Omaruru- Ovaherero am Aufenthaltsort Samuel Mahareros in Ongandjira.
01.04. Von Glasenapps Abteilung bewegt sich auf Otjikuoko zu, ohne mit der Tjetjo-Gemeinschaft Kontakt aufzunehmen.
03.04. Die Schlacht in der Umgebung von Okaharui und Otjikuara endet mit schweren Verlusten für Tjetjo und die Deutschen.
09.04.
Die Schlacht von Ongandjira endet mit schweren Verlusten für beide Seiten. Am Ende müssen die Ovaherero dem schweren deutschen Artilleriefeuer weichen. Sie entkommen in nördlicher Richtung.
09./10.04. Samuel Maharero setzt sich mit seinen Truppen zu den Wasserstellen von Okatumba und Oviumbo ab.
13.04. In der Schlacht von Oviumbo werden die Deutschen beinah geschlagen. Leutwein beschließt, sich in Richtung Otjosazu abzusetzen und Truppenverstärkungen aus Deutschland abzuwarten. Später wird Leutwein in Deutschland für diesen Entschluss schwer kritisiert. Die deutsche öffentliche Meinung kann immer noch nicht einsehen, dass die Ovaherero-Nation um ihr Überleben kämpft.
Von Glasenapps Abteilung bleibt verteidigungsbereit und bewegt sich auf Otjihangwe und später auf Otjihaenena zu, wo sie am 24.04. ankommt .
19.04.




Die Hauptabteilung der Ovaherero beginnt, sich in nördlicher Richtung zum Waterberg abzusetzen. Sie zieht erst zu der Wasserstelle auf Engarawau . Hier bleibt sie bis sie durch die vorrückenden Deutschen zum Weiterziehen gezwungen wird.
Leutwein ermahnt die deutsche Presse, ihre Berichte zu mäßigen. Aufforderungen zur Zerschlagung aller Stammesstrukturen, einschließlich die der Nama-Gemeinschaften, zur Abschaffung der meisten einheimischen Gruppenführer und zur völligen Entwaffnung der Einheimischen führten zu beträchtlicher Verunsicherung.
Diese Art Propaganda ist ein weiterer Grund für den Ausbruch des Nama-deutschen Krieges ab August 1904. Er schreibt folgendes: Ich stimme nicht mit jenen Fanatikern überein, welche die Herero völlig zerstören wollen. Abgesehen von der Tatsache, dass es nicht so einfach ist, ein Volk von 60 000 oder 70 000 zu zerstören, ich würde eine solche Tat als schweren Fehler im wirtschaftlichen Sinne ansehen. Wir brauchen die Herero als Viehzüchter .. und besonders als Arbeitskräfte. Es ist völlig ausreichend, wenn sie politisch tot sind."

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Grab eines deutschen Missionars auf dem deutschen Friedhof in Grootfontein, Otjozondjupa-Region
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

28.04. In der Schlacht von Okangundi werden die Ovaherero geschlagen.
April Eine nichtamtliche Entschädigungskommission, die aus Rechtsanwalt Franz Erdmann, Otto Erhard, Moritz Kirsten, Carl Schlettwein und Albert Voigts besteht, reist nach Berlin, um Verhandlungen über Kriegsentschädigungen anzuknüpfen. Der Reichstag autorisiert erst (Juni 1904) zwei Millionen Mark und später weitere fünf Millionen Mark.
Mai Der deutsche Bauunternehmer Arthur Koppel kommt in Swakopmund an, um den Bau der Otavi Eisenbahnlinie durch die O.M.E.G. voranzutreiben. Arthur Koppel importiert im größeren Stil italienischeBauunternehmer (u.a. Batista Oldani, der später die ursprünglich von Carl Schlettwein entwickelte Farm Warmquelle bei Zesfontein besiedelt) und Bauarbeiter, um das Projekt zu beschleunigen. Später gebraucht die Firma auch Ovaherero-Kriegsgefangene (Männer, Frauen und Kinder) als Zwangsarbeiter. Traugott Tjienda, ein Ovaherero-Unterführer aus Tsumeb, berichtet: "Ich wurde gezwungen, auf der Otavi-Bahn zu arbeiten ... Wir wurden für unsere Arbeit nicht bezahlt ... Ich war eine Art Bauführer über die Arbeiter. Ich hatte 528 Leute, alles Hereros, in meiner Kolonne. Von diesen starben 148 während sie an der Linie arbeiteten. Die Herero-Frauen lebten mit den Männern zusammen. Sie mussten die gleichen Arbeiten verrichten. ... Sie wurden zum Beischlaf mit den Soldaten und anderen Eisenbahnarbeitern gezwungen. Die Tatsache, dass eine Frau verheiratet war, stellte keinen Schutz dar. Die jungen Mädchen wurden vergewaltigt und misshandelt. Sie wurden aus den Lagern in den Busch geschleppt und dort missbraucht. Ich glaube, keine Einzige ist entkommen, außer den ganz Alten vielleicht."
Die Otavi Eisenbahnlinie hat einen wesentlich höheren Ausbaustandard als die Staatsbahn von Swakopmund nach Windhoek (15 ‰ gegen 22 ‰ Steigung; 150 m gegen 60 m kleinster Radius; 15 kg/m gegen 9 kg/m Schienenmasse; 120 PS gegen 40 PS Lokomotivenleistung; 90 t gegen 45 t Nutzlast pro Zug).
30.05. Leutwein versucht kurz vor der Ankunft von General Lothar von Trotha einen letzten Anlauf für einen Verhandlungsfrieden mit den Ovaherero. Er erlässt die folgende Proklamation in Otjiherero: "Ihr wisst sehr wohl, dass ihr euch gegen euren Herrn, den deutschen Kaiser, erhoben habt und dass euch nichts anderes erwartet als ein Kampf bis in den Tod. Bis zu diesem Punkt kann ich den Krieg nicht beenden. Aber, ihr könnt den Krieg beenden, wenn ihr zu mir kommt, eure Waffen niederlegt und eure gerechte Strafe bekommt. ... ". Von Trotha vereitelt Leutweins letzte Friedensbemühungen. Als Salatiel Kambazembi, auf der Basis von Leutweins Proklamation vom 30.05., versucht sich zu ergeben, reagiert von Trotha mit "Das wird ihm nichts helfen; zusammen gekämpft, zusammen gefangen, zusammen aufgehängt."
11.06. General Lothar von Trotha kommt im Schutzgebiet an, um den militärischen Oberbefehl von Leutwein zu übernehmen. Leutwein bleibt Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika. Von Trothas Strategie der Bekämpfung der Ovaherero wird durch folgendes Zitat beleuchtet: "Ich kenne genug Stämme in Afrika. Sie gleichen sich alle in dem Gedankengang, dass sie nur der Gewalt weichen. Diese Gewalt mit krassem Terror und selbst mit Grausamkeit auszuüben, war und ist meine Politik. Ich vernichte die aufständischen Stämme mit Strömen von Blut und Strömen von Geld."
Mitte Juni
Samuel Maharero und seine Anhänger erreichen Okahitua am Omuramba Omatako. Die deutsche Hauptmacht steht nördlich von Owikokorero und die Einheit unter dem Befehl von Ludwig von Estorff in Okamatangara. Die Witbooi-Nama - noch die Verbündeten der Deutschen bis August - haben südlich des Omuramba Omatako Stellung bezogen.

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Deutsche Kriegsgräber, die die verschiedenen Schlachten und Gefechte zwischen Mai und Juli 1904 zeigen: Otjozondjupa-Region
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Grab eines deutschen Offiziers auf dem deutschen Friedhof in Grootfontein, Otjozondjupa-Region
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Juli Der Bau einer Telephonlinie entlang der Otavi-Eisenbahnlinie beginnt von Swakopmund aus.
Samuel Maharero bezieht in Otjozondjupa und am Hamakari-Rivier (Rivier=Trockenfluss) Stellung. Michael Tyiseseta dagegen konzentriert seine Kräfte in Omuveroume zwischen dem Kleinen - und dem Großen Waterberg.
05.07. Das Postamt wird in Owikokorero wiedereröffnet (es ist vom 13.06. bis 04.07. Sitz der Feldpostexpedition und von Oktober bis Ende März 1905 Feldpoststation 4).
14.07. Die Entschädigungskommission unter dem Vorsitz von Oberrichter Richter (Nachfolger wird Paul Rohrbach)(Mitglieder sind: Kaufmann Nitzsche, Walther Mittelstädt (Elisenheim) und Hermann Rust (Ondekaremba)) wird offiziell gegründet. Spätere Differenzen zwischen Gouverneur von Lindequist und Rohrbach führen zu Rohrbachs Abreise aus dem Schutzgebiet im Dezember 1906.
04.08. Ein Abkommen wird mit der Otavi Minen- und Eisenbahngesellschaft (O.M.E.G.) geschlossen, um den Bau der Otavi-Eisenbahnlinie nach Omaruru zu beschleunigen.
Anfang August Die deutschen Truppen haben folgende Anfangs-Aufstellung für die Schlacht am Waterberg: Abteilung von Estorrf bei Otjahewita; Abteilung Hermann Sigismund von der Heyde bei Omutjatjeira; Abteilung Mueller bei Erindi Ongoahere; Abteilung Deimling bei Okateitei; Abteilung von Fiedler bei Orupemparora und Abteilung Volkmann bei Otjenga.
06.08. Hosea Kutako fügt einer deutschen Patrouille unter dem Befehl von Leutnant Freiherr Hans Bodo von Bodenhausen in einem Gefecht zwischen dem Waterberg und Osondjache eine Niederlage zu. Er wird später verwundet und in Omaruru gefangen gehalten, wo es ihm gelingt, zu entfliehen. Nach 1907 arbeitet Kutako als Lehrer für die Rheinische Missionsgesellschaft und später als Arbeiter in der Tsumeb-Mine.
08.08. Ein Postamt wird in Abbabis eröffnet.
10.08. Von Trotha plant die Entscheidungsschlacht gegen die Ovaherero in seinem Hauptquartier in Ombuatjipiro. Die deutschen Truppen haben folgende Aufstellung an diesem Tage: Abteilung von Estorff bei Okomiparum; Abteilung von der Heyde 15 km nordöstlich von Hamakari (Ohamakari); Abteilung Mueller bei Ombuatjipiro; Abteilung Deimling bei Okateitei; Abteilung von Fiedler beim Osondjacheberg und Abteilung Volkmann bei Otjenga.
11.08. Die Schlacht am Waterberg beginnt. Sie konzentriert sich auf die Gebiete südöstlich vom Waterberg auf die heutigen Farmen Klein-Hamakari und Hamakari (Ohamakari).
Die Verluste auf beiden Seiten sind groß. Die verlustreichsten Kämpfe finden an der Wasserstelle Hamakari statt. Die deutsche Hauptabteilung unter von Trotha ist auf dem Vormarsch von Ombuatjipiro nach Hamakari. Von Deimling rückt von Omuveroume vor. Von der Heyde greift von Okakarara, östlich von Hamakari, an. Von Estorff beginnt den Kampf gegen die Ovaherero von Otjosongombe aus. Die Ovaherero werden in der Frühe des 12. August von von Estorff besiegt. Alle anderen geplanten deutschen Angriffe scheitern an diesem Tage. Von Deimling gelingt es nicht, von Trothas Plan auszuführen, die Hauptmacht der Ovaherero einzukesseln und zu vernichten. Über diesen Plan schreibt das deutsche Generalstabswerk: "Sollten die Hereros indessen versuchen, hier durchzubrechen, so müsste ein solcher Ausgang der deutschen Führung um so erwünschter sein, als dann der Feind freiwillig in sein Verderben rannte."

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Deutsche Kriegsgräber von der Schlacht am Waterberg (Hamakari): August 1904: Otjozondjupa-Region
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Grab eines deutschen Kriegsfreiwilligen auf dem deutschen Friedhof in Grootfontein, Otjozondjupa-Region
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12.08. Von Deimling rückt auf Hamakari vor. Daraufhin beginnen die demoralisierten Ovaherero, in südöstlicher Richtung in die wasserlose Omaheke-Region zu flüchten.
Das deutsche Generalsstabswerk berichtet später: "Diese kühne Unternehmung zeigt die rücksichtslose Energie der deutschen Führung bei der Verfolgung des geschlagenen Feindes in glänzendem Lichte. Keine Mühen, keine Entbehrungen wurden gescheut, um dem Feinde den letzten Rest seiner Widerstandsfähigkeit zu rauben: wie ein halb zu Tode gehetztes Wild war er von Wasserstelle zu Wasserstelle gescheucht, bis er schließlich willenlos ein Opfer der Natur seines eigenen Landes wurde. Die wasserlose Omaheke sollte vollenden, was die deutschen Waffen begonnen hatten: die Vernichtung des Hererovolkes ."
Die Deutschen begraben gefallene Ovaherero auf Hamakari (Ongwero).
13.08. Berthold von Deimling und Karl Ludwig von Mühlenfels verfolgen die Hauptgruppe der Ovaherero in Richtung auf Omutjatjewa. Die Verzögerung um einen Tag rettet Samuel Mahareros Leben, da die deutschen Truppen diesen einen Tag Vorsprung später nicht einholen können. Aber es entwickelt sich eine tragische Situation: Eine ganze Nation auf der Flucht ohne Nahrung und Wasser. Die deutschen Truppen rücken auf Ombujo-Wakune vor, während Samuel Maharero die Wasserstellen von Erindi-Endeka erreicht.
15.08. Von Estorff und von der Heyde verhindern in der Schlacht von Omatupa ein Durchbrechen der Ovaherero nach Nordosten.
16.08. Von Trotha kündigt neue Pläne an, um zu verhindern dass die Ovaherero sich jemals wieder im Schutzgebiet niederlassen könnten. Um dies zu erreichen, planen die Deutschen die Omaheke auf einer Linie von Otjimanangombe über Epata, Otjosondu und Osondema bis nach Otjituuo abzusperren. Aus physischen und strategischen Gründen kann dieses Vorhaben jedoch nicht realisiert werden.
21.08. Von Trotha setzt ein Preisgeld von 5 000 Mark auf den Kopf von Samuel Maharero aus.
Ende August Einige Witbooi-Soldaten, beeinflusst von der Furcht, dass sie von den Deutschen wie die Ovaherero behandelt werden könnten, entkommen mit ihren Waffen nach Gibeon. Die zurückbleibenden Witbooi-Soldaten werden entwaffnet und werden in die deutschen Kolonien Kamerun und Togo deportiert, wo die meisten umkommen. Das ist einer der Gründe, warum Hendrik Witbooi die Waffen gegen die Deutschen aufnimmt.
30.08. Nama unter der Führung von Jakob Marengo nehmen den Kampf gegen die Deutschen auf. Die erste Schlacht im Widerstandskrieg der Nama gegen die deutsche Kolonialmacht ist das Gefecht von Kouchanas -||Khauxa!nas. Der deutsche Befehlshaber, Leutnant Nikolai von Stempel, und alle seine Soldaten fallen.

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Grabplatte der deutschen Einheit "Nikolai von Stempel", die am 30.08.1904 auf Gugunas Süd (||Khauxa!nas) in einem Gefecht mit Jakob Marengo fiel: Das war der Beginn des Namakrieges im Süden
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September Überlebende Ovaherero versammeln sich in Okahandja-Nord zwischen dem Omuramba Omatako und dem Omuramba Eiseb. Von dort fliehen sie weiter über Otjinene, Epata, Osombo-Windimbe (Ozombo ja Windimba) und Erindi-Ombahe. Sie folgen dabei dem Lauf des Omuramba Eiseb. Zacharias Zeraua aus Otjimbingwe berichtet später, die Gruppenführer Samuel Maharero aus Okahandja, Banjo aus Otjombonde, David und Salatiel Kambazembi vom Waterberg, Ouandja aus Otjikururume, Kayata aus Otjihaenena, Michael Tyiseseta aus Omaruru, Katjahingi und Assa Riarua hätten sich am bei Osombo Onjatu am Eiseb versammelt. Die Gruppenführer Mambo und Tjetjo befänden sich auch am Eiseb, an den Wasserstellen Otjinene und Epata.

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Deutsches Kriegsgrab auf dem Waterberg-Friedhof vom Gefecht von Owinauanaua (Omaheke): September 1904: Otjozondjupa Region
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02.09. Von Estorffs Einheit greift die Wasserstelle Owinauanaua an und vertreibt die Gruppenführer Mambo und Tjetjo und zwingt sie, weiter nach Osten in die Richtung Bechuanaland zu fliehen. Tjetjo erleidet den Dursttod nahe der Wasserstelle Oruaromunjo und Mambo stirbt an Erschöpfung.
Die wenigen Ovaherero, die den Durst überleben, entkommen später in das britische Bechuanaland. Das ist die zweite Flüchtlingswelle von Ovaherero in das heutige Botswana (nach dem Ovambanderu Krieg von 1896).
Manche Ovaherero fliehen auch nach Norden in die Ovambo-Königreiche. So flieht der ehemalige Gruppenführer von Okombahe Daniel Kariko zum Ongandjerakönig Tshaanika Tsha Natshilongo, nachdem er schon vorher mit seinen Anhängern in das britische Walvisbucht geflohen war. Er entkommt später nach Südafrika.
Auf ihrem Zug nach Norden haben einige Ovaherero gewalttätige Auseinandersetzungen mit der San-Gruppe der Hai|om unter der Führung vom Hai|om-Gruppenführer Arisib. Einige Ovaherero kommen in einem Gefecht mit den Hai|om bei Namutoni um. Ondonga-König König Nehale verfügt später die Tötung Arisibs.
Andere Ovaherero flüchten in das Kaokoveld, den Kavango (Trockenflüsse südlich des Okavango-Flusses im Herrschaftsbereich des Uukwangali-Königs Himarua und am Omuramba Dikundu bei Andara) und nach Angola (Fort Dirico (Gcirikugebiet im Kavango) und Humpata). Einige entkommen nach Shakawe im nördlichen Bechuanaland und in den Caprivizipfel (Kabulabula am Chobefluss).
Einigen Ovaherero gelingt es, die deutschen Sperren zu überwinden und in das zentrale SWA zurückzukehren (in vielen Fällen in das unzugängliche Khomashochland und zum Kuisebfluss).
03./04.09. Jakob Marengo ist mit den Deutschen unter dem Oberbefehl von Major Julius von Lengerke erst in Garabis und dann in Platbeen in Gefechte verwickelt. Einer der "weißen" Verbündeten von Marengo ist George St. Leger Lennox (alias Scotty Smith).
21.09. Es kommt zu einem weiteren Gefecht zwischen Marengo und den Deutschen bei Gais (Geis), nördlich von Kanus, der mit Verlusten für die Deutschen endet.
23.09. Von Estorff ersucht von Trotha, Verhandlungen mit den Ovaherero aufzunehmen. Das wird von von Trotha abgelehnt.
30.09. Von Trotha entscheidet, vorläufig die Verfolgung der Ovaherero einzustellen.
01.10. Hendrik Witbooi ist nach den Ereignissen im Norden entschlossen, sich gegen die Deutschen zu erheben. In Vorbereitung des Widerstandkrieges der Nama schreibt er an alle Führer des Namalandes: "Ich sende Dir diesen Brief und mache Dir bekannt, wie Du weißt, habe ich lange Zeit unter dem Gesetz (der Deutschen) und in dem Gesetz und hinter dem Gesetz gelaufen und wir alle mit Gehorsamkeit, aber mit der Hoffnung und Erwartung, dass Gott der Herr zu seiner Zeit es wird beschicken, um uns zu erlösen aus der Mühseligkeit dieser Welt, denn soweit habe ich mit Frieden und Geduld getragen und alles, was mein Herz bedrückt, vorübergehen lassen, weil ich auf den Herren hoffe."
02.10. Von Trotha erlässt seine berüchtigte Ausrottungs-Proklamation: "Herero sind nicht mehr länger deutsche Untertanen. Sie haben gemordet, gestohlen, haben verwundeten Soldaten Ohren und Nase und andere Körperteile abgeschnitten und wollen jetzt aus Feigheit nicht mehr kämpfen. ... Das Volk der Herero muss das Land verlassen. Wenn das Volk dies nicht tut, so werde ich es mit dem groot Rohr dazu zwingen. Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen. Ich nehme keine Weiber und keine Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auf sie schießen. Das sind meine Worte an das Volk der Herero."
Bei Sonnenaufgang am folgenden Tage werden eine Reihe von Ovaherero- Kriegsgefangenen in Anwesenheit von Frauen und Kindern öffentlich aufgehängt, nachdem sie von einem Feldgericht zum Tode verurteilt worden waren. Nach der öffentlichen Hinrichtung wird von Trothas Proklamation auf Otjiherero verlesen.
Von Trothas Proklamation schafft die gesetzliche Grundlage für die Behandlung der Ovaherero, die im Schutzgebiet bereits seit Januar 1904 gang und gebe war. Als Beispiel zahlreicher Tagebucheinträge von deutschen Schutztruppen-Soldaten sollen drei Einträge von Schutztrupplern dienen. Hauptmann Victor Franke schreibt: 27.02. (Otjihinamaparero): "Ein Verwundeter wird eingebracht mit furchtbar zertrümmertem Bein. Trotzdem jagt der Mann nicht einmal die Fliegen von dem grauenhaften Fleischklumpen. Er wird ausgefragt und dann erschossen, v. Armin macht es sehr brav. Läßt ihn von hinten erschießen in einem Moment, in dem der Unglückliche nichts ahnt." H.F.R. Knoke schreibt: 08.07.: "Von fünf gefangenen Herero haben wir vier aufgehängt, der Fünfte wird zu Arbeiten herangezogen"; 09.07.: "Unserer Gefangener hat eine Seilschlinge um den Hals, welche an dem Pferdesattel befestigt ist. Der betroffene Witbooi sorgt dafür, dass die Dinge nicht zu gemütlich für ihn werden"; 16.08.: "Ein gefangenes Hereroweib wurde ... freigesetzt. Aber die Bitterkeit der Menschen ist groß. Sobald sie das Gefangenenlager verlassen hatte, wurden zwei Schüsse auf sie abgegeben und verlor sie so ihr Leben."; 07.10: "Letzte Nacht bemerkten wir einige Feuer in unserer Umgebung ... Wir Offiziere galoppierten voran, unsere Männer folgten zu Fuß. Wir eroberten die Werft, schossen eine Reihe der Bewohner nieder und nahmen den Rest gefangen." Einer von von Trothas Begleitern, Emil Malzahn, schreibt am 26.09, an der Wasserstelle Owisombo-Owidimbo: "Neu gefangene Herero- Kriegsgefangene werden am Halse aufgehängt. Seit diesem Tage sehe ich oft, Hereros an einem Baumast schwingen."
Von Trothas Proklamation wird später von der deutschen Regierung abgemildert. Während eines Feldgottesdienstes in Osombo-Windimbe kündigt von Trotha an, dass der Krieg gegen die Ovaherero ohne Gnade fortgesetzt würde.
Wegen von Trothas Ausrottungspolitik kommt es zu heftigen Kontroversen mit Gouverneur Leutwein, die später zu Leutweins Amtsniederlegung führt. Von Trotha berichtet darüber an den Generalstab in Berlin: "Es fragt sich nun für mich nur, wie ist der Krieg mit den Herero zu beendigen. Die Ansichten darüber bei dem Gouverneur und einigen ‘alten Afrikanern’ einerseits und mir andererseits gehen gänzlich auseinander. Erstere wollen schon lange verhandeln und bezeichnen die Nation der Herero als notwendiges Arbeitsmaterial für die zukünftige Verwendung des Landes. Ich bin gänzlich anderer Ansicht. Ich glaube, dass die Nation als solche vernichtet werden muss, oder, wenn dies durch taktische Schläge nicht möglich war, operativ und durch weitere Detail-Behandlung aus dem Lande gewiesen wird. ... Dieser Aufstand ist und bleibt der Anfang eines Rassenkampfes ... ."
Bei Sonnenaufgang am folgenden Tage werden eine Reihe von Ovaherero- Kriegsgefangenen in Anwesenheit von Frauen und Kindern öffentlich aufgehängt, nachdem sie von einem Feldgericht zum Tode verurteilt worden waren. Nach der öffentlichen Hinrichtung wird von Trotha’s Proklamation auf Otjiherero verlesen.
03.10. Hendrik Witbooi steht gegen die Deutschen auf, beeinflusst von der Ovaherero-Niederlage mit ihren fürchterlichen Folgen für die Nation und weiterhin durch Jakob Marengos siegreiches ||Khauxa!nas Gefecht vom August. Weitere Gründe für den Aufstand sind die zunehmende Landnahme durch deutsche Siedler und die drohende Entwaffnung der Nama. Witbooi wird klar, dass "Frieden den Tod für mich und mein Volk bedeutet, da ich weiß, dass es keinen Platz in eurer Mitte für mich gibt".
Die !Gami-#nun unter Jakob Marengo und Johannes Christian (300-400 Männer unter Waffen), die ||Hawoben unter Jan Hendrik (150-200 Männer unter Waffen), die Fransman-Nama oder !Khara-khoen unter Simon Koper (600-700 Männer unter Waffen), die Bethanien-Nama unter Cornelius Frederiks (300-400 Männer unter Waffen) und die Kai||khaun unter Manasse !Noreseb aus Hoachanas (90-100 Männer unter Waffen) stellen sich hinter Hendrik Witbooi in ihrem Widerstandskampf gegen die Deutschen.
Die |Hai-|khauan (Christian Goliath) aus Berseba, die Herero-Orlams aus Vaalgras/Koichas und die Kharo-!oan aus Keetmanshoop (Führer Tseib) nehmen nicht an dem Krieg teil. Leutwein berichtet später, dass dies unter dem Einfluss der Rheinischen Missionare geschehen sei.
Der neue Krieg im Süden unterscheidet sich ganz wesentlich von dem Krieg im Norden. Während die Ovaherero sich immer wieder den Deutschen stellten und schließlich in der entscheidenden Schlacht am Waterberg vernichtend geschlagen wurden, stellen sich die Nama-Truppen im Süden nicht zu einem entscheidenden Gefecht, sondern verwickeln die Deutschen in einen endlosen Kleinkrieg mit über 200 Gefechten.

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Deutscher Kriegsfriedhof in Gochas: Gefallene der vielen Gefechte zwischen Deutschen und Nama (hauptsächlich Witbooi-Nama unter Hendrik Witbooi (bis 1905) und Fransman-Nama (!Khara-khoen) unter Simon Koper (bis 1908)): Hardap-Region: April 2003
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks

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Deutscher Kriegsfriedhof in Gochas: Die ersten Gefechte im Nama-Krieg in Gochas und Schürfpenz fanden im Oktober 1904 statt: Hardap-Region: April 2003
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks

04.10. Der Bezirksamtmann Karl Henning Konrad von Burgsdorff wird von dem Witbooi-Nama Salomon Saal in Marienthal getötet.
05.10. Es kommt zu einem Gefecht zwischen Jakob Marengo und den Deutschen (Major Karl Wehle) bei Wasserfall, der wieder mit Verlusten für die Deutschen endet.
Oktober Von Trotha übergibt Leutwein den militärischen Oberbefehl über die Südfront.
Die Postämter Gochas und Marienthal werden von Hendrik Witbooi zerstört.
Mehrere Farmer, auch Buren, fallen den Witbooi-Einheiten zum Opfer, unter anderem auch der Farmer Ernst Hermann auf Nomtsas. Auf Befehl Hendrik Witboois werden Frauen geschont. Auch Buren sollen nicht umgebracht werden. Dass dieses, wahrscheinlich unbeabsichtigt, geschieht, führt dazu, dass die Buren gegen die Nama die Waffen aufnehmen.
24.10. Bethanien-Nama greifen eine deutsche Patrouille bei Bethanien an.
27.10. Es kommt zum Gefecht von Kub (Ober-Packriem) zwischen den Witbooi-Nama und einer deutschen Patrouille unter Hauptmann von Krüger.
02.11. In dem Massaker in Ombakaha (am Omuramba Ganas)) werden die meisten Ovaherero (etwa 70), die gekommen waren, um sich zu ergeben, von den Deutschen erschossen. Die Ovaherero waren von der deutschen Seite, unter dem Befehl von Oberleutnant von Beesten, zu angeblichen Verhandlungen eingeladen worden. Unter den Getöteten befinden sich auch die Ovahereroführer Joel Kavizeri aus Okahandja und Saul aus Otjenga.
Ein Postamt wird in Usakos eröffnet.
Jakob Marengo greift die Militärstation Hasuur an. Die Deutschen werden gezwungen über die Grenze auf britisches Gebiet zu flüchten.
04.11. Der Bau einer hölzernen Landungsbrücke (Entwurfslänge: 325 m und 9 m breit)beginnt in Swakopmund, da die bestehende steinerne Hafenmole versandet. DieLandungsbrücke wird 1919 von den Südafrikanern abgerissen.
05.11. Jakob Marengo verwickelt die Deutschen in ein Gefecht bei Umeis, südlich von Warmbad.
07.11. Das Postamt Waterberg wird wiedereröffnet.
11.11. Bedingt durch den Krieg im Süden müssen die Hafenanlagen in Lüderitz dringend ausgebaut werden. Als erste Maßnahme wird mit dem Bau einer neuen hölzernen Landungsbrücke (80 m lang, 5 m breit) begonnen.
14.11. Hendrik Witbooi schreibt an Theodor Leutwein: "Wie Sie in Ihrem Briefe schreiben, habe ich zehn Jahre in Ihrem Gesetz, hinter Ihrem Gesetz und unter Ihrem Gesetz gestanden, und nicht nur ich allein, sondern alle Häuptlinge von Afrika. So fürchte ich Gott den Vater. Die Seelen, die in den zehn Jahren ausgefallen (umgekommen) sind von allen Nationen in Afrika und bei allen Häuptlingen ohne Schuld und Ursache und ohne wirklichen Krieg im Frieden und im Vertrag vom Frieden, klagen mich an. Die große Rechenschaft, die ich vor Gott dem Vater zu geben habe, der im Himmel ist, ist sehr groß ... ".
22.11. Es findet die Schlacht von Kub zwischen Hendrik Witbooi und den Deutschen unter von Deimling und von Krüger statt. Auf deutscher Seite kämpfen auch einige Buren. Edward Mostert wird später mit einer deutschen Kriegsdekoration ausgezeichnet.

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Die Deutsche Polizeistation von Kub am Oberen Fischfluß nahe Kalkrand: Hardap Region
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Kriegsgrab von der Schlacht von Kub am 22.11.
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25.11. In der Schlacht von Alurisfontein, südlich von Warmbad, zwischen Jakob Marengo und Johannes Christian und den Deutschen unter Hauptmann von Koppy und Leutnant Alfred Graf Kageneck fällt Leutnant Louis Klaus Emil von Heydebreck. Die Schlacht endet mit schweren Verlusten für die Deutschen.
27./28.11. Warmbad wird von Jakob Marengo und Abraham Morris angegriffen.
28.11. Lidfontein, südlich von Hoachanas, wird von Hendrik Witbooi angefallen
Ende November In der Kontroverse mit von Trotha unterliegt Leutwein. Resigniert begibt er sich auf Urlaub nach Deutschland, kehrt jedoch nicht wieder auf seinen Posten zurück.
Dezember Das Postamt Kuis wird nach Kub verlegt.
Anfang Dezember Verschiedene Gefechte finden in Naris und Rietmond zwischen Nama und Deutschen unter von Deimling statt.
Die Deutschen versuchen, mit drei Abteilungen Hendrik Witbooi einzukreisen: Die Abteilung Johann Meister marschiert mit 223 Mann den Auobfluss abwärts und greift von Norden an; die Abteilung Ritter greift, mit 110 Mann von Aukam marschierend, von Westen an und die Abteilung Lengerke greift mit 300 Mann, von Koes und Persip kommend, von Südwesten an.

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Kriegsgrab von dem Gefecht bei Naris: 07.12.
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03.12. Die neue Landungsbrücke in Lüderitz wird in Rekordzeit fertiggestellt. Sie wird 1919 von den südafrikanischen Unionstruppen abgebrochen.
07.12. Samuel Maharero erreicht mit seiner Gruppe Tsau, etwa 40 km nördlich vom Ngamisee und später nach Makalamabedi am Botletle-Fluss, im heutigen Botswana. 1907 zieht er weiter nach Transvaal in Südafrika. Trotz des Krieges zwischen den Ovaherero und Nama und den Deutschen setzt die Witwatersrand Native Labour Association (WNLA) ihre Anwerbungskampagne im Gebiet fort. Auch Maharero und seine Anhänger werden von der WNLA angeworben.
08.12.
Der Ovahereroführer Michael Tyiseseta entkommt mit neun Anhängern den Deutschen und ergibt sich den britischen Behörden in Walvisbucht. Er stirbt 1923 in Krugersdorp in Südafrika. Seine sterblichen Reste werden 2004 nach Namibia überführt.
Insgesamt gelingt es etwa 800 bis 1 000 Ovaherero nach Walvisbucht und etwa 1175 Ovaherero nach Britisch- Bechuanaland zu fliehen.
Einzelne Ovaherero, wie Haingombe, Wilhelm Katjisume, Thomas Mutate und Martin Kazerewi flüchten auch nach Angola, wo sie Zuflucht bei Vita Tom finden. Viele der Okahandja-Ovaherero ziehen später die Führung von Salatiel Kambazembi, der sich zeitweilig bei Vita angeschlossen hatte, der von Vita vor.
Korrespondenz zwischen von Trotha und Missionar Kuhlmann beweist, dass die Rheinische Missionsgesellschaft die deutschen Kriegsanstrengungen gegen die namibischen Einheimischen unterstützt.
09.12. Der deutsche Kaiser instruiert von Trotha (Brief des deutsches Reichskanzlers, Bernhard Fürst von Bülow, vom 11.12.), mit Hilfe der Missionen Konzentrationslager für überlebende Ovaherero zu errichten. (Das Konzept von Konzentrationslagern stammt aus Südafrika, wo die Engländer während des Burenkrieges 1899-1902 für den Tod von Tausenden von Zivilisten in den von ihnen errichteten Konzentrationslagern waren).
In Folge der kaiserlichen Proklamation fordert Ludwig von Estorff, der zu diesem Zeitpunkt in Owinauanaua am Omuramba Eiseb stationiert ist, alle Ovaherero auf, sich zu ergeben und garantiert ihnen gleichzeitig, dass sie nicht um ihr Leben fürchten müssten und auch zu ihren ursprünglichen Heimatorten zurückkehren dürften. Von Trotha jedoch ruft von Estorff zur Ordnung: "Sie haben überhaupt nichts zu versprechen." Einer der Gruppenführer, der sich auf von Estorffs Versprechen verlässt, ist Zacharias Zeraua aus Otjimbingwe. Entgegen Versprechen von Estorffs wird es Zeraua nicht erlaubt, nach Otjimbingwe zurückzukehren. Stattdessen wird er verhaftet und wegen Anstiftung zum Mord vor Gericht gestellt. Später (22.05.1905) sagt er unter Eid aus: "Vor dem Ausbruch des Krieges traf ich nicht die anderen Kapitäne in Okahandja, deshalb ahnte ich nichts von einem drohenden Kriege. Ich habe auch niemals einen Brief von Samuel erhalten, dass dieser beabsichtige, einen Krieg anzuzetteln."
15.12. Es findet die Schlacht von Koes zwischen Major von Lengerke und den ||Hawoben unter Jan Hendrik statt.

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Deutscher Kriegsfriedhof in Koës: Ruhestätte für die Gefallenen des Nama-Krieges in der Kalahari-Wüste zwischen 1904 und 1912
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Deutscher Kriegsfriedhof in Koës: Schlacht von Koës zwischen der deutschen Abteilung "Lengerke" und den ||Hawoben (Veldschoendrager) unter dem Kommando von Gruppenführer Jan Hendrik: 15.12.1904
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21.12. Es kommt zur Schlacht von Uibis am Hutupfluss zwischen den Bethanien-Nama unter Cornelius Frederiks und den Deutschen unter Leutnant Ritter.
23.12. Eine Römisch-Katholische Missionsstation wird in Usakos eröffnet.
Ende Dezember Ein Nachschub von 4 000 deutschen Soldaten unter dem Befehl von 198 Offizieren landet in Swakopmund.

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Epata im Omruramba Eiseb wo sich die Tragödie der fliehenden Ovaherero wähend des Ovaherero-Deutschen  Krieges von 1904 abspielte
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Der deutsche Kriegsfriedhof in Outjo (Kunene-Region) erinnert auch an den Großen Widerstandskrieg zwischen Ovaherero und Deutschen im Jahre 1904: Die Kämpfe zogen sich bis in den Dezember hin (Gefecht von Gr. Tsaub)
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Ochsenwagen-Straßensystem für 1904 (Deutsche Kriegskarte)

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[Inhaltsverzeichnis]

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