1955 |
Die UNO Vollversammlung ersucht
den Internationalen Gerichtshof in Den Haag, eine Rechtsmeinung abzugeben, ob eine
Zweidrittelmehrheit der Vollversammlung über Berichte des Permanenten Komitee für
Südwestafrika erforderlich sei. Der Gerichtshof gibt ein Urteil zugunsten einer
Zweidrittelmehrheit ab.
Der SWA Fortschrittsverein (SWA Progressive Association (SWAPA)) wird in Windhoek
ins Leben gerufen, um ein besseres Erziehungssystem für "Schwarze" zu
erreichen. Mitglieder sind hauptsächlich Lehrer, Angestellte und andere Intellektuelle
(1958 werden SA Pfund 127 823 von der SWA Administration für 9 969 "schwarze"
Schulkinder in Schulen innerhalb der "Polizeizone" und SA Pfund 36 117 für 18
350 Kinder außerhalb der "Polizeizone", hauptsächlich im Ovamboland,
ausgegeben). SWAPA setzt sich für politische und wirtschaftliche Förderung der
"Schwarzen" ein. Vorsitzender ist Uatja Kaukuetu. Tunguru Huaraka wird
Generalsekretär.
Die Minenarbeiter von Tsumeb rufen einen Streik aus.
Leonard Auala und Jason Amakutuwe von der ELOK werden eingeladen, um ein Theologiestudium
in Finnland zu beginnen. Die SA-Behörden weigern sich, ihnen Pässe auszustellen.
Die legislativen und exekutiven Befugnisse des Okavango-Eingeborenengebietes durch die
Proklamation Nr. 32 von 1937 gehen auf den südafrikanischen Minister für Bantu
Administration und -Entwicklung Verwoerd über.
Karl Ferdinand Lempp, Chefredakteur der Allgemeine Zeitung (AZ), wird von Werner
Bertelsmann abgelöst. |
März |
In Reaktion auf Malans Erklärung,
dass das Mandatssystem aufgehört hätte zu bestehen, gründen eine Gruppe von örtlichen
Afrikaanern und Deutschen die Mandats-Partei, um auf eine Fortsetzung des Mandatssystem in
SWA hinzuwirken. |
18.04. |
SWACTA und SWACPB richten
Petitionen an die SWA Administration und das südafrikanische Departement für
Eingeborenenangelegenheiten für die Schaffung einer gesonderten Siedlung für
"Farbige" in Windhoek. SWACTA beantragt auch die Gründung eines Rates für
Farbigenangelegenheiten (Council for Coloured Affairs). Die Farbigenbevölkerung in
Windhoek wird durch einen Repräsentanten auf dem Eingeborenen-Ratgebenden Ausschuss (Native
Advisory Board) auf der Alten Werft vertreten. |
09.07. |
David Witbooi, der Führer der
Witbooi-Nama seit 1928, stirbt. Sein Nachfolger ist Hendrik Samuel Witbooi. 
Gräber der Witbooi-Dynastie auf dem Gibeon-Friedhof: Grabstein für David Witbooi
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
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25.08. |
Zahlreiche Ovaherero verlassen die
Rheinische Missionsgesellschaft und gründen stattdessen die Oruuano-Bewegung,
welche eine Umverteilung des Landes fordert. Leiter der neuen "Anti-Aparheids-Kirche"
ist einer der ersten Ovaherero, der 1949 von der Rheinischen Mission ordiniert wurde,
Reinhard Ruzo. Hosea Kutako spielt eine wichtige Rolle in der Gründung der Oruuano-Kirche.
Die Berufung Heinrich Vedders von der Rheinischen Mission in den südafrikanischen Senat
ist einer der Gründe für die Entstehung der neuen Bewegung. Die Rheinische Mission nennt
die Kirche eine neue "Heiden-Sekte".
Im Gegensatz dazu erklärt Missionar Werner Wienecke dass "Als weiße Missionare
haben wir die Verantwortung (für die Apartheid) mit unseren anderen
weißen Brüdern und Schwestern zu teilen, die sich selbst Christen nennen". |
November |
Präses Diehl leitet eine
Rheinische Delegation zur ersten All-Africa Lutheran Conference in Marangu,
Tanzania, die vom Lutherischen Weltbund (LWF) organisiert wird. Diehl berichtet auf der
Konferenz., dass es "zwischen den Herero einen erwachenden Nationalismus gäbe,
[der] eine Wiederbelebung der alten Ahnenverehrung mit sich brächte". Von der
Evangelical Lutheran Ovambo-Kavango Church (ELOK) (gegründet 1954 aus der
ehemaligen Finnischen Mission) nehmen Leonard Auala, Jason Amakutuwe und Efraim Angula
teil. |
16.11. |
Die Wahlen zur Gesetzgebenden
Versammlung bringen einen erneuten Sieg für die NPSWA. Die Mandats-Partei,
zwischenzeitlich in Unabhängige Wirtschaftspartei (Independent Economic Party)
umbenannt, hat keinen Erfolg. |
Dezember |
Die Rheinische Missionars-Konferenz
unter der Leitung von Präses Diehl, die das Verhältnis zwischen der Mission und der
Deutschen Evangelischen Lutherischen Kirche (DELK) in SWA untersuchen soll, findet in
Okahandja statt. Es wird deutlich, dass es immer noch Loyalitätskonflikte bei den
Missionaren zwischen den deutschen und "schwarzen" Gemeinden gibt. Die Deutsche
Synode in SWA sollte größere Unabhängigkeit erhalten, um Pastoren in Deutschland
anzuwerben. Trotz der "liberaleren" Ansichten einiger jüngerer Missionare,
beharren die meisten Rheinischen Missionare immer noch auf ihrer überkommenen Apartheids-Haltung. |
1956 |
Der Internationale Gerichtshof in
Den Haag befasst sich weiter mit dem SWA-Problem. Er bestätigt das Recht der UNO
Vollversammlung, Resolutionen, die sich mit SWA befassen, anzunehmen und Bittsteller für
Namibia anzuhören (Michael Scott, Mburumba Kerina (Getzen), Jariretundu Kozonguizi, Hans
Beukes, Markus Kooper, Sam Nujoma, Ismael Fortune, Jacob Kuhangua and Hosea Kutako). Diese
Rechtsmeinung gibt der politischen Bewusstseinsbildung von "schwarzen" Führern
neuen Auftrieb.
Eine neue Verhandlungsrunde zwischen der UNO und Südafrika über die SWA-Frage beginnt in
New York. Auch diese Runde endet ergebnislos. Das Permanente Komitee für Südwestafrika
der Vereinten Nationen setzt seine Arbeit fort. Verschiedene Petitionen werden dem Komitee
übergeben. Aus den Petitionen geht hervor, dass die südafrikanische Politik die
Bestimmungen des ursprünglichen Mandatsvertrages verletze.
Die Uniao das Populacoes de Angola schließt sich mit der Volksbewegung für die
Befreiung Angolas (MPLA) zusammen.
Der Herero Chiefs Council schickt Mburumba Kerina mit Petitionen zu den
Vereinten Nationen.
Herero-Tag in Okahandja: Zum Gedächtnis an die Heimkehr des
toten Samuel Maharero: 23./26.08.1923: Mburumba Kerina: Otjozondjupa Region: 24.08.2003
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Leonard Auala, Jason Amakutuwe und Efraim Angula von der ELOK bekommen
die Erlaubnis, in Südafrika (Oskarsberg) für ein Jahr Theologie zu studieren.
Die SWA Eisenbahnverwaltung ersucht das südafrikanische Parlament, die nötigen
Haushaltsmittel bereitzustellen, um das gesamte Eisenbahnsystem des Gebietes zu verdieseln
und gleichzeitig die Verbreiterung der Schmalspurlinien (600 mm Spurweite) Usakos
(Kranzberg)-Tsumeb, Otavi-Grootfontein und Otjiwarongo-Outjo auf die Kap-Spurweite von
1 067 mm in Angriff zu nehmen.
Es werden 401 Dama aus Augeigas (heute Daan-Viljoen-Naturschutzpark) gegen ihren Willen
nach Otjohorongo umgesiedelt.
Intensive Prospektierungen zeigen neue Erzlagerstätten im Bergbaugebiet von Asis. Diese
führen 1962 zur Eröffnung der modernen Kombat-Mine.
Die Gorob- und Hope Minen werden von der Mineral Trading Company of South Africa
wiedereröffnet, schließen jedoch ein Jahr später.
Die Prospektierung nach radioaktiven Mineralien beginnt bei Rössing.
Die Frage des Machtstreites um die |Hai-|khauan-Führung in Berseba flammt mit dem Tode
des Goliath-Führers, David Vries, wieder auf. Edward Isaak Jr. ist der einzige Führer,
der die |Hai-|khauan repräsentiert. |
Februar |
Der Bau der Salz-Kiesstraße von
Swakopmund nach Walvisbucht, die "Jan-Loopuyt Küstenstraße", wird in Angriff
genommen. |
06.05. |
Sam Shafiishuna Nujoma heiratet
Kovambo Theopoldine Katjimune. |
21.05. |
Der südafrikanische
Premierminister J.G. Strijdom betont Südafrikas Recht, Südwestafrika in die Union von
Südafrika einzugliedern. |